TOUR-APOTHEKE (16)

Champagner: Keine Feier ohne Meier und vor allem ohne Schampus. Der Edelbizzler aus der Champagne, einst von bußfertigen Benediktinern „erfunden“, begleitet traditionell die Schlussetappe der Tour de France. Er ist eines der wenigen legalen Dopingmittel der großen Schleife. Der Nachweis ist mit jeder Atemprobe leicht möglich. Die Kohlensäure des Schäumers beschleunigt den Blutkreislauf und sorgt dafür, dass der Hauptwirkstoff Äthylalkohol schneller ankommt. Die Wirkung im Hirnkastl ist durchschlagend: Der Mensch ist beflügelt, fühlt sich heiter, aufgekratzt, bei höheren Dosen auch enthemmt. Probleme verschwinden wie von selbst: Die Skandal-Tour 2007 wird plötzlich zu einer wunderbaren Veranstaltung mit ehrlichen Fahrern und großartigen, würdigen Siegern. Ganz großer Sport! – Obacht! Größere Dosis führt schnell zu Lenk- und Fahruntauglichkeit. Nebenwirkungen: lautes Lachen, verwaschene, nicht selten lallende Intonation, repetitive Sprachmuster, glasiger Blick, Leberschäden. Nachwirkungen: Schmerz zwischen den Ohren, vulgo „Kater“. Ausrede des Tages: „Ein Gläschen wird man wohl noch trinken dürfen“ – die Tour-Teilnehmer 2007 im Chor. MANFRED KRIENER