Journalistische Distanz? Fehlanzeige

betr.: „Wir brauchen Mitgefühl“ und „Des Kaisers neues Geschwurbel“

Was haben Spiegel, Bild und taz gemeinsam? Einen grinsenden Dalai Lama auf dem Titel, samt schleimtriefender Berichterstattung über dessen Besuch in Hamburg. Journalistische Distanz? Fehlanzeige, selbst in der taz muss er als „Heiligkeit“ sowie als „geistiges und weltliches Oberhaupt der Tibeter“ umsäuselt werden. Was eine „Heiligkeit“ sein soll, weiß ich nicht, ich halte es aber für einen Begriff, der in der taz nichts verloren hat.

Was ein „geistiges Oberhaupt“ sein soll, weiß ich eigentlich auch nicht. Allenfalls ein geistliches, und das war der Dalai Lama für „die Tibeter“ noch nie. Bestenfalls war und ist er das für die von ihm angeführte Sekte der Gelbmützen, die anderen buddhistischen Sekten in Tibet haben ihre eigenen Anführer. Für die Anhänger animistischer Vorstellungen, für die Muslime, Hindus oder die Konfessionslosen in Tibet war der Dalai Lama erst recht nie Oberhaupt.

„Weltliches Oberhaupt der Tibeter“ war er allenfalls bis zu seiner Exilierung 1959. Das aber ohne jede demokratische Legitimierung. Er hat sich bis heute noch nicht einmal von den exiltibetischen Kommunen legitimieren lassen, sein Demokratisierungsgerede ist reine Augenwischerei.

Im Gegensatz zu Spiegel und Bild hat die taz mit C. Goldners „Wahrheit“-Glosse „Des Kaisers neues Geschwurbel“ gerade noch die Kurve gekriegt. PETER AUGUSTIN, Passau