Intim getanzte Erinnerung

TANGO Das Staatstheater Braunschweig bringt Astor Piazzollas einzige Oper „María de Buenos Aires“ zur Aufführung

Wenn wir uns erinnern, sortieren, komponieren und bearbeiten wir – umso stärker, je länger das Ereignis zurücklegt. Mit „María de Buenos Aires“ bringt das Staatstheater Braunschweig eine Tango-Operita zur Premiere, die diese Macht der Erinnerungen zum Thema hat. Sie erzählt die Geschichte eines alten Mannes, der sich noch einmal an seine große Liebe María erinnert – und doch erkennen muss, dass er nur einer von vielen war, die sie begehrten. In 16 Bildern erleben wir, wie der alte Duende den Geist der längst verflossenen Geliebten heraufbeschwört, die inzwischen nur noch in der verführerischen Tango-Musik existiert – und in Duendes Erinnerungen.

Das 1968 uraufgeführte Werk ist die einzige Oper aus der Feder Astor Piazzollas, der als einer der bedeutendsten Tango-Komponisten des 20. Jahrhunderts und Begründers des sogenannten „Tango Nuevo“ gilt – einer Weiterentwicklung des „Tango Argentino“: Piazzolla erschuf Kompositionen, die nicht in erster Linie zum Tanzen motivieren sollen, sondern zum Zuhören. „María de Buenos Aires“ besteche durch die Verbindung von Leidenschaft und Musik in ihrer puren Form, dem Tanz, betont Regisseur und Operndirektor Philipp Kochheim. Wie unter einem Brennspiegel kämen alle Möglichkeiten des Theaters zusammen. Besonders berührend sei die Gegenüberstellung des jungen Alter Ego des sich Erinnernden kurz vor seinem Lebensende.

Gespielt und getanzt werden soll auf einem Rechteck auf der großen Bühne. Das Publikum befindet sich auf zwei Tribünen an den Seiten – damit der intime Stoff den Zuschauern auch räumlich nahe kommen kann und sie die melancholischen Erinnerungs-Träume- und -Klänge ganz intim aus nächster Nähe verfolgen können.

ALEXANDER KOHLMANN

■ So, 14. 12., 20 Uhr, Staatstheater Braunschweig. Weitere Aufführungen: 19. + 29. 12., 3. 1. und 8. 2.