Bräute heiraten trotzdem

HOMO-DISKRIMINIERUNG

Jetzt erst recht: Dutzende Luftballons in Regenbogenfarben stiegen am Freitag vor dem Ratzeburger Rathaus in den Himmel. Ein bunter Protest gegen einen homophoben Standesbeamten, der den Bräuten Lara Fabinski und Nadine Böttcher fast die Hochzeit verdorben hätte.

In einem Telefonat am Montag riet der Beamte Fabinski, die Trauung in einem anderen Standesamt zu feiern. Er gehe „mit ihrer Lebensweise nicht konform“, habe der Beamte gesagt und diese als „abartig“ bezeichnet, sagt Fabinski. Zwar würde er die Trauung vornehmen, da sie dem Paar rechtlich zustehe, aber gratulieren werde er keinesfalls. Die Frauen fühlten sich diskriminiert und machten den Fall öffentlich.

Der Standesbeamte ist seither krank geschrieben. Ein Personalgespräch mit Bürgermeister Rainer Voß (parteilos) steht ihm trotzdem bevor. Der Verwaltungschef versucht sich derweil in Schadensbegrenzung, entschuldigte sich bei den Frauen, brachte Blumen vorbei und öffnete den Ratssaal für den Empfang nach der Zeremonie. „Ein Beamter muss eine Dienstleistung ohne Bewertung ausführen“, sagt Voß, schweigt aber zu möglichen Konsequenzen.

„Im für den Beamten ungünstigsten Fall gibt es ein Disziplinarverfahren“, vermutet Anwalt Arno Witt, der auf Verwaltungsrecht spezialisiert ist. Zwar könne der Mitarbeiter einen andere Meinung zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften haben, diese aber nicht im Dienst äußern. Eine Verwarnung oder eine Geldbuße seien möglich.

„Das ist bestimmt öfter vorgekommen“, vermutet Fabinski, die ihrer Braut nun vor einer anderen Standesbeamtin das Jawort gab. Wenige Betroffene gingen mit so diskriminierenden Erfahrungen an die Öffentlichkeit. „Wir haben uns diesen Tag aber nicht vermiesen lassen.“  REA