Detektiv muss auspacken

ABHÖRAFFÄRE Auftraggeber sollen bis Ende August benannt werden

Nach britischen Presseberichten träumte Glenn Mulcaire ursprünglich mal von einer Karriere als Profifußballer. Dazu kam es zwar nicht, doch nun kann er im Laufe dieser Woche gleich zwei andere große Karrieren nachhaltig beeinflussen – die von James Murdoch und von Premierminister David Cameron.

Denn Mulcaire ist der Privatdetektiv, der bis 2007 für die inzwischen eingestellte News of the World Telefone und Mailboxen hackte. Dafür ging er schon einmal kurz in den Knast. Nun muss er richtig auspacken: Ein Gericht hat angeordnet, dass Mulcaire bis Ende August detaillierte Angaben dazu zu machen hat, wer ihm bei dem Murdoch-Boulevardblatt in sechs konkreten Hackingfällen den Auftrag erteilte. Schon seit Februar hatte Mulcaire versucht, sich gerichtlich gegen diese Offenlegungspflicht zu wehren – betroffen sind unter anderem das Model Elle Macpherson, der Politiker Simon Hughes von Camerons Koalitionspartner, der liberalen Partei, sowie der Schauspieler Steve Coogan. Sollte sich erweisen, dass die NoW in allen sechs Fällen Mulcaire Aufträge erteilte, zitiert der Guardian Coogans Anwälte, sei endgültig erwiesen, dass es sich hier um eine systematische Praxis gehandelt habe. Und nicht, wie Konzernpatriarch Rupert Murdoch und sein als britischer Zeitungsvorstand zuständiger Sohn James, die ehemalige Chefredakteurin Rebekka Brooks und andere Hierarchen bis heute behaupten, um den bedauerlichen Einzelfall eines „schurkischen Reporters“.

Wenn in diesem Zusammenhang auch noch einmal der Name von Andy Coulson fällt, ist Premierminister Cameron mit dran: Schon der Brief des ehemaligen Hofberichterstatters Clive Goodman, der eng mit Mulcaire zusammengearbeitet hatte, belastete den ehemaligen NoW-Chefredakteur Coulson schwer (taz vom 18. 8.). Obwohl Cameron von dem Hackingverdacht wusste, hatte er Coulson als persönlichen Medienberater und Sprecher eingestellt. STG