heute in bremen
: Per Postkarte zum Kredit

Eine Ausstellung erzählt die Geschichte der Ansichtskarte aus Bremen

taz: Unterscheiden sich die Postkartenmotive von 1900 überhaupt von heutigen?

Peter Schenk, Arbeitnehmerkammer: Es ist da zumeist nichts drauf, was heute nicht auch drauf ist. Der Roland natürlich, aber auch der Bleikeller und die Meierei im Bürgerpark. Interessant ist die Art und Weise, wie die Motive in Szene gesetzt wurden. Da gab es sehr aufwändig gemachte Karten, zum Beispiel vom Rathaus, mit ausgestanzten Fenstern, und dahinter leuchtet es dann gelb.

Seit wann gibt es überhaupt solche Karten?

Um 1900 begann die industrielle Produktion von Foto-Postkarten, das Medium wurde erst 25 Jahre vorher erfunden, wahrscheinlich im deutsch-französischen Krieg. Aber es dauerte nicht lange, bis Leute bundesweit durch die Lande zogen und Karten aufgelegt haben. Mitte des 19. Jahrhunderts noch konnten viele Menschen ja gar nicht lesen und schreiben.

Und die Werbepostkarte, die heute überall gratis ausliegt, gab es die damals auch schon?

Es gibt da eine Karte von einer Kleingartenparzelle, die in einem Büdchen gleichzeitig auch einen Getränkeverkauf hatten. Das war schon Werbung, auch wenn man der Karte das gar nicht ansieht. Auch das Hotel Strandlust in Vegesack hat schon relativ früh Postkarten drucken lassen. Mit solchen Karten konnte man damals zeigen, dass man gut im Geschäft ist – und dann leichter einen Kredit bei der Bank bekommen.

Aber ist die klassische Postkarte wegen SMS und Mail nicht vom Aussterben bedroht?

Nein, überhaupt nicht.

Fragen: Jan Zier

Ab heute im Foyer der Arbeitnehmerkammer, Bürgerstr. 1