„Ehrenamt macht Freude“

GESELLSCHAFT Renate Kösling diskutiert in der Volkshochschule über Perspektiven im Alter

■ 59, lehrte jahrelang an der Bremer Volkshochschule und ist die derzeitige Leiterin des Fachbereichs für Ältere.

taz: Frau Kösling, macht das Ehrenamt im Alter gesünder?

Renate Kösling: Ja, das ist inzwischen sogar wissenschaftlich belegt. Eine US-amerikanische Studie legt nahe, dass sich ältere Menschen, die sich freiwillig engagieren, besser fühlen als ihre Altersgenossen ohne Ehrenamt. Sie sagen dann: Ich habe zwar immer noch meine Zipperlein, renne aber nicht gleich zum Arzt.

Woran liegt das?

Das Ehrenamt macht Freude. Allerdings muss man sich auch fragen: Was habe ich davon? Nicht alles am Engagement ist altruistisch.

Ist das Ehrenamt zum Familienersatz geworden?

Nein. Dass man innerhalb der Familie aufeinander angewiesen ist, funktioniert immer noch. Bloß haben sich deren Strukturen verändert.

Aber hat man Oma und Opa früher nicht stärker in die Pflicht genommen?

Dass die Älteren in der Familie stärker gebraucht wurden, ist ein Mythos. Lediglich in Notzeiten, zum Beispiel nach dem Zweiten Weltkrieg, war das so. Es ist heute für einen älteren Menschen jedoch schwieriger, seine Rolle zu definieren.

Warum?

Wir werden im Schnitt 30 Jahre älter als noch vor 100 Jahren. Oma kann man heutzutage schon mit 40 werden – aber was mach ich mit 60, wenn die Enkelkinder erwachsen sind?

Was empfehlen Sie?

Das ist ganz unterschiedlich. Einige wollen vor allem der Gesellschaft etwas zurückgeben. Andere suchen etwas, was ihnen Spaß macht und andere wiederum verbinden beides. Wichtig aber ist, dass man dabei nette Leute trifft und keine Scheu hat, Neues auszuprobieren. Trotz des Alters.

Interview: Julia Rotenberger

15 Uhr, VHS, Faulenstr. 69, R. 407