Mit Durchhaltekaffee

Night at the Grindhouse

Mechanisch winkende Monsterfiguren grüßen im Foyer, blutrünstige Zombies, nackte Blondinen und einarmige Schwertkämpfer von den Wänden. Liebevoll ist das Kino Central in ein „Grindhouse“ verwandelt worden, eines jener Kinos, die sich in den 70er-Jahren mit der Dauerprojektion billig produzierter Reißer hervortaten. In Saal 1 laufen vier Filme zum Thema „Sex“, Saal 2 zeigt den Viererblock „Blood“. Welchen Trieb zuerst befriedigen, das ist hier die Frage.

Wir entscheiden uns für Sex. Bahnhofskinoatmosphäre kommt auf, als ich sehe, dass R. die einzige Frau im Raum ist. Doris Wishmans „Nackt im Sommerwind“ entpuppt sich als müde Steilvorlage für die Trenchcoatfraktion. Ein Nudistencamp, zwei Schwestern, ein Traumprinz, eine mahnende Erzählerstimme und schwülstige Trompetenmusik: kein Raum für Lust und Leidenschaft. Unglaublich, dass das Subgenre des FKK-Films die Männer einst scharenweise ins Kino trieb. Wir lachen uns schlapp. Auch R. fühlt sich nicht in ihrer Weiblichkeit gekränkt. Andere Männer in ihrer Männlichkeit scheinbar schon. Sie gehen.

Gratiskaffee zum Durchhalten. Dann wechseln wir zum Blut. „I Drink Your Blood“ von David Durston stillt unseren Durst tatsächlich. Böser Film! Noch böser danach das „Frauengefängnis“, in dem die weiblichen Insassen gefoltert, gequält und vergewaltigt werden. Einsetzender Schlummer befreit mich davon, N. und T. schlafen auch. Nur Gender-Theoretikerin R. starrt gebannt auf die Erniedrigung ihrer Geschlechtsgenossinnen. Kollektive Müdigkeit verhindert das Komplementärprogramm. Ohne uns steuert das Grindhouse seinem Ziel entgegen, Zeiten, „Als die Frauen noch Schwänze hatten“. DOMINIK BERNSMANN