Leid wissenschaftlich belegt

betr.: „Entschädige mich“ von Ariel Magnus, taz zwei vom 8. 8. 07

Zynisch und gewollt lustig kommt Magnus’ Artikel daher; ihm als Enkel einer Holocaust-Überlebenden scheint man das zuzugestehen bei einem Thema, das sonst mit einer berechtigten Witz-Sperre belegt ist. Und er geht dabei meilenweit vorbei an den berechtigten Unterstützungsgesuchen von Nachkommen Holocaust-Überlebender, deren Leid wissenschaftlich vielfach belegt ist. Auch gänzlich unlustig die Gleichsetzung zwischen der Ausdehnung der Opfer-Gruppe auf die 2. Generation der Überlebenden einerseits und der gar nicht neuen Viktimisierung der Mitläufer und Täter in Deutschland andererseits. Wirklich interessant ist dagegen der letzte Absatz, wenn auch vielleicht nicht so gemeint: dass die israelische Politik gegenüber den Palästinensern trotz aller aktualpolitischer Erschwernisse und oft berechtigter Sicherheitsinteressen in vielen Zügen nur verständlich wird, wenn das generationenübergreifende, im faschistischen Holocaust ihren negativen Höhepunkt findende Trauma des Verfolgt- und Vernichtetwerdens als (zumindest unbewusste) Grundlage politischer Entscheidungen miteinbezogen wird.

DAVID ZIMMERMANN, Berlin