Mehr Tiefgang
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Mit angehaltener Luft unter Wasser zu schwimmen ist keineswegs eine moderne Erfindung. Dafür war dem Mensch das Meer immer schon zu wertvoll. Bereits in der Antike tauchten deswegen griechische Freitaucher nach Schwämmen und Perlen. Bekannt sind auch die Ama in Japan oder die Haenyo in Korea. Auch heute noch tauchen diese „Meerfrauen“ ohne Atemgeräte berufsmäßig nach Muscheln und Schwämmen. Das tun sie bis zu 250-mal am Tag, wobei sie für die Dauer von ein bis zwei Minuten Tiefen von bis zu 20 Metern erreichen.

Der moderne Apnoesport begann mit dem Italiener Enzo Maiorca und dem Franzosen Jacques Mayol. Deren erbitterter Zweikampf um Tiefenrekorde war das Vorbild für den 80er-Jahre-Film „Im Rausch der Tiefe“ von Luc Besson. Mittlerweile hat die Freitaucherszene eine Vielzahl von Disziplinen entwickelt, in denen um Bestleistungen gerungen wird. Das muss nicht unbedingt immer in die Tiefe gehen. Beim Streckentauchen („dynamic with fins“) zum Beispiel versucht man mit Hilfe von Flossen möglichst viele Bahnen im Schwimmbad zu tauchen. Derzeit liegt hier der Weltrekord bei den Frauen bei 200, bei den Männern bei 223 Metern.

Viel tiefer getaucht als der Österreicher Herbert Nitsch bei seinem 185-Meter-Weltrekord im No-Limits-Tauchen (also Apnoetauchen mit Schlitten) sind bisher auch Menschen mit Pressluftflaschen nicht. Hier liegt der Weltrekord bei 225 Metern. Was Tieftauchen und Luftanhalten betrifft, hat jedoch der Mensch gegenüber den im Wasser lebenden tierischen Säugern nicht wirklich was zu melden. Der Pottwal schafft Tiefen bis zu 3.500 Meter und kann 90 Minuten lang unter Wasser ausharren.

Die Menschwerdung soll einst im oder wenigstens doch am Wasser begonnen haben, behauptete der britische Meeresbiologe Alister Clavering Hardy in seiner Wasseraffen-Hypothese. Eine natürlich umstrittene Theorie. Für Hardys These spricht dabei allerdings, dass das menschliche Unterhautfettgewebe Wärme weitaus besser speichert, als es das Gewebe aller anderen Landsäuger tut. Unser Fell haben wir im Lauf der Zeit auch verloren – wie die Wale. Außerdem kann kein Landtier so gut tauchen und schwimmen wie der Mensch. ANGELIKA FRIEDL