Deutscher Meister wird nur …

…Hansa Rostock,

und am Ende wird man sagen, das lag daran, dass die Ossis eben mal dran waren. Und, dass Rostock die Aufstiegsdynamik konserviert hatte, ohne in Euphorie zu verfallen. Das ist nicht falsch. Es war ja so, dass die Rostocker im Zweitliga-Sommersemester, nach niederlagenloser Hinrunde etliche Dämpfer wegatmen mussten. Und es gab Reibereien zwischen Geschäftsführung und Trainer Frank Pagelsdorf. Man hat den Kader leicht dezimiert und eine Altersmischung von Frischling bis Oldie hinbekommen: Simon Tütting, früher Osnabrück, ist 21, Stefan Beinlich 35,5 Jahre jung. Aber reicht das für Titel? Wohl nicht. Es muss also doch an etwas anderem liegen. Woran? Die Kogge hat – anders als die übrigen Nordclubs – einen Osteopathen an Bord: Steffen Rische, 40, aktiviert durch Handauflegen die Selbstheilungskräfte des Körpers. So bleibt Rostocks Team fit – während sich andere die Kreuzbandrisse lecken. Ein entscheidender Vorteil. Sicher, das hört sich an, wie ein Wunder. Aber jeder, der sich einen Bandscheibenvorfall von einem Osteopathen kurieren ließ, weiß: Es ist möglich. Genau wie Rostocks Meisterschaft. BES

… der HSV

„Deutscher Meister wird nur der HSV“ – davon ist seit 25 Jahren jeder HSV-Fan überzeugt. Denn seit der Titelverteidigung 1982 / 83 glauben alle, eine Mannschaft zu haben, die 24-mal nur aufgrund unglücklicher Umstände gescheitert ist. Aber dieses Mal ist der Optimismus gerechtfertigt. Hier nun die Gründe: 1. Die Mannschaft hat endlich wieder den Kopf frei. „Meine Spieler dürfen keine Kappen tragen“, raunte Trainer Huub Stevens jüngst einem Journalisten in einem Ton zu, dass dieser sich sofort ans Cappy fasste. 2. Mohamed Zidan wird Torschützenkönig, weil endlich bewiesen werden soll, dass es auch Spieler gibt, die in Hamburg besser klarkommen als in Bremen. 3. Nach Jahren kultureller Entfremdung in der AOL-Arena, die von den Fans nie richtig besungen wurde, bietet der neue Name wieder Identifizierungsmöglichkeiten: HSH Volksbank-Arena – das geht leicht über die Lippen und erinnert phonetisch an das alte Volksparkstadion. 4. Die Nordkurve steigert die Qualität der gesanglichen Unterstützung um 100 Prozent. Weil Lotto King Karl Nachfolger von Florian Silbereisen wird und Stadionverbot erhält. RLO

… der VfL Wolfsburg,

denn für die Wölfe läuft diesmal gleich am Anfang alles schief: Niederlagen gegen Bielefeld, Duisburg, Schalke und Hertha folgt ein Untergang in Karlsruhe. Alleinherrscher Felix Magath tritt am 16. September zurück. Daraufhin verpflichtet der VfL Jürgen Klopp. Der verkörpert, was Stadt und Verein fehlt: Dynamik und Spaß. In Mainz feierte er mit schwachem Kader Erfolge – und hatte am Ende Pech. Die spielerische Qualität der Wölfe ist viel höher. Zudem kuriert Klopp alte Übel, während er Energie aus vorhandenen Tugenden zieht: Da ist zum Beispiel der stadioneigene Indoor-Kinderspielplatz – der lauteste Ort im Rund. Bloß: Wem hilft das? Klopp sorgt für die Liveübertragung, es kommt Stimmung in die Arena. Dann bringt er den Fans in Sondertrainings-Einheiten bei, wie die Welle funktioniert. Am 24. November feiert man die Herbstmeisterschaft. Wolfsburgs Bauausschuss beschließt daraufhin den Bau eines Rathausbalkons. OB Rolf Schnellecke weiht ihn am 17. Mai ein. Gleichzeitig stemmt das Team die Schale, hat dafür aber einen alten Vorschlag von Pablo Thiam aufgegriffen: Es feiert in der Tiefgarage. BES

… Werder Bremen

Werder Bremen hat in der kommenden Saison einen mächtigen Verbündeten: das Bundesverfassungsgericht. Wenn 2008 erwartungsgemäß die Klage Bremens auf finanzielle Hilfen zurückgewiesen wird, wachsen mit der politischen Krise die sportliche Erfolgsaussichten deutlich an. Denn in Bremen ist das Prinzip: Erst wenn es dem kleinen Stadtstaat so richtig dreckig geht, laufen die Kicker zur Bestform auf. Als Höttges, Lorenz und Co. 1965 das erste Mal die Schale an die Weser holten, hatte gerade das erste Containerschiff Deutschland angelaufen und der Niedergang des Hafens begann. Danach hörte man lange nichts mehr vom ruhmreichen SVW, der sich erst 1988 mit Beginn der Vulkan-Krise wieder ins Zeug legte. Und weiter ging es mit der antizyklischen Ergebnispolitik: 1993 wird Bremen Haushaltsnotlageland und Werder deutscher Meister, 2004 platzt der Kanzlerbrief und Ailton trifft am Fließband. Die glänzenden Aussichten auf die Meisterschaft werden nur dadurch getrübt, dass mit dem möglichen Abgang des Eigengewächses Christian Schulz das historische Bewusstsein eventuell geschwächt werden könnte. RLO

… Hannover 96

Im Jahr 2005, als die Erinnerung an den friedvollen Evangelischen Kirchentag in Hannover noch frisch war, hätte sich niemand träumen lassen, dass es einmal so weit kommen würde. Hannover 96 war damals entzweit im Streit. Der Präsident war zurückgetreten, die Neuverteilung der Macht brachte die Vereinsfunktionäre gegeneinander auf und geschasst wurde schließlich der Trainer. Ähnlich ging es weiter im Jahr 2006 und im Jahr 2007 stritten sich dann noch die Fans mit der Vereinsführung über das Thema Kommerzialisierung. Bei den Roten, so der alte taz nord-Kalauer, ist man sich nie grün. Und heute? Ist alles ganz anders. Alle haben sich vertragen, alle haben sich lieb und diesmal ist da in Hannover eine sachte verstärkte und schon eine einigermaßen gewachsene Mannschaft. Klar, die gilt immer noch als graue Maus und will nicht mehr anpeilen als maximal einen UEFA-Cup-Platz. Aber es wird anders sein. Die Energie des himmlischen internen Friedens wird die Mannschaft mitreißen und die Liga in Staunen versetzten. Und nach Gewinn der Meisterschaft steigt die Evangelische Kirche ein – als Trikot-Sponsor. KLI