Besuch für Neonazi-Anwalt Rieger

Der NPD-Funktionär und Organisator des geplanten Gedenkmarsches für den Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess muss mit einer vorgezogenen Gegendemonstration rechnen – an seinem Wohnort Blankenese

Für den Neonazi-Anwalt Jürgen Rieger beginnt heute eine harte Woche. Er muss sich nicht nur mit dem Verbot des für Samstag geplanten Rudolf-Hess-Gedenkmarsches im bayerischen Wunsiedel auseinandersetzen, bei dem er als Organisator auftritt – er bekommt auch ungebetenen Besuch. Am S-Bahnhof in Blankenese, nicht weit von Riegers Kanzlei, trifft sich am Dienstag ein Bündnis gegen das „neonazistische Hessgedenken“. „Auch dort, wo die Verantwortlichen sitzen“ wolle man „jeder Form der Verherrlichung des Nationalsozialismus“ entgegentreten, sagte ein Sprecher.

Seit zwanzig Jahren versuchen Neonazis am 17. August, Hess’ Todestag, den 1987 gestorbenen Hitler-Stellvertreter zu ehren. Seit 2005 hatte das Bundesverfassungsgericht jeden Marsch in Wunsiedel untersagt. Seit März liegt Riegers Revision beim Bundesverwaltungsgericht. Für den Fall einer Niederlage auch vor dieser Instanz ruft die rechte Szene unter der Parole „Wunsiedel ist überall“ dazu auf, woanders aufzumarschieren.

Auf die Proteste an seinem Wohnort Blankenese hat Rieger reagiert, indem er seinerseits für Dienstag, 18 Uhr an der Ecke August-Bauer-Straße/Elbchaussee eine Kundgebung anmeldete. Mit dabei: die militanten „Freien Kameradschaften“. Nachdem Rieger im Februar 2007 den Landesvorsitz der NPD Hamburg übernommen hatte, hatten diese erklärt, wieder enger mit der Landespartei zusammenarbeiten zu wollen. Rieger sei „weltanschaulich gefestigt“.

In der rechten Szene gilt Rieger, der vor Gericht auch Holocaustleugner vertritt, schon lange als „vertrauensvoll“ – einer der Gründe, warum ihm Altnazis ihr Erbe vermachen, mit dem er Immobilien für die „nationale Opposition“ erwirbt. AS