Nun auch Polizei Castorgegner

ATOM Nach erhöhten Strahlungswerten in Gorleben fordert Polizeigewerkschaft ein Aussetzen der Castor-Transporte. Am Sonntag blockierten Demonstranten die Zufahrt zum Erkundungsbergwerk

„Meine Kollegen waren direkt im Zwischenlager“

Thomas Kliewer, DPolG

Die Gewerkschaft der Polizei hat am Wochenende in Hannover einen Stopp der Castor-Transporte gefordert. Solange nicht alle Zweifel für eine gesundheitliche Gefährdung beseitigt seien, dürfe der Castor nicht rollen, sagte der niedersächsische Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Thomas Kliewer. Die vor rund einer Woche gemessenen erhöhten Strahlungswerte im Zwischenlager Gorleben hätten die Polizisten verunsichert: „In den vergangenen Jahren waren meine Kollegen unter anderem direkt im Zwischenlager untergebracht.“

Nach den erhöhten Strahlenmessungen hatte das niedersächsische Umweltministerium vom Betreiber des Zwischenlagers gefordert, besseren Schutz vor der Radioaktivität zu gewährleisten. Erst wenn die Messergebnisse gesenkt werden, dürfen neue Castoren auf dem Gelände eingelagert werden.

Als mögliche Maßnahme nannte der Betreiber ein Umstellen der Castor-Behälter innerhalb der Halle. Ob dies die Strahlenbelastung ausreichend senken kann, ist noch unklar.

Polizeigewerkschaftler Kliewer forderte erneut eine finanzielle Beteiligung des Bundes und anderer Länder am Castor-Transport. Bereits jetzt habe die Anmietung von Hotels und Containern mehrere Millionen Euro gekostet. Wann der nächste Transport rollen soll, steht offiziell noch nicht fest. Der niedersächsische Ministerpräsident McAllister (CDU) hatte im Juli den vorerst letzten Transport für November angekündigt.

Am Sonntag blockierten rund 100 Atomkraftgegner und Abgeordnete symbolisch ein Zufahrtstor des Erkundungsbergwerkes in Gorleben. Für Aufsehen sorgte ein Bericht zum Geburtenverhältnis rund um Gorleben. Seit der ersten Einlagerung von Castoren im Zwischenlager hat sich im Umland das Geschlechterverhältnis bei Geburten verändert. Zu diesem Ergebnis kommt das niedersächsische Landesgesundheitsamt (NLGA) in einem bislang unveröffentlichten Bericht.  (dpa)