Im Visier der Taliban

Experten warnen vor Anschlägen auf Deutsche in Afghanistan. Politische Debatte geht weiter

BERLIN taz/dpa ■ Die Deutschen sind ins Visier der Taliban geraten. So drastisch formuliert es der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg. Ein Tag nach dem Tod von drei Polizeibeamten – von denen einer zum Sicherheitsschutz von Kanzlerin Merkel gehörte und nur vorübergehend in Kabul im Einsatz war – in der Nähe der afghanischen Hauptstadt Kabul warnte die Polizeigewerkschaft vor weiteren Anschlägen.

Auch der Terrorismusforscher Rolf Tophoven äußerte sich kritisch: „Die Taliban sind besser aufgestellt als früher, das ganze Land ist mit Spähtrupps überzogen. Kein ausländischer Soldat, kein Polizist verlässt Kasernen oder Reviere, ohne dass dies bemerkt wird.“ Tophoven plädiert für eine Aufstockung der Isaf-Truppe von 40.000 auf bis zu 200.000 Soldaten.

Dass der Einsatz gefährlich war und noch gefährlicher wird, seit die Taliban gezielt versuchen, mit Anschlägen politischen Einfluss in Deutschland zu nehmen – das ist in Berlin nichts Neues. Trotzdem wächst mit jedem weiteren Toten der Erklärungsdruck, warum sich die Deutschen eigentlich an diesem Einsatz beteiligen und wie lange das noch so weitergehen soll.

Den Anschlag vom Mittwoch nutzten erst einmal alle Parteien, um sich in ihrer Meinung bestätigt zu sehen: Union, FDP und SPD-Mehrheit reagierten mit „jetzt erst recht“. SPD-Linke und Grüne wollen nur Isaf, nicht aber den Anti-Terror-Einsatz – also die OEF-Mission – fortführen, die ihrer Meinung nach den Terror verstärkt. Alle gemeinsam betonen, dass in Zukunft mehr Gewicht auf den zivilen Aufbau gelegt werden muss. Und die Partei Die Linken sieht sich in ihrer Rückzugsforderung ebenfalls bestätigt. KK