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Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Franz Schuberts klavierbegleiteter Liederzyklus „Die Winterreise“ ist eine Reise ins Innere, in den Schmerz und die Einsamkeit. Doch gleichzeitig auch eine Flucht aus den restaurativen Verhältnissen des Metternich’schen Österreich in eine Form der inneren Emigration. Die österreichische Schriftstellerin Elfriede Jelinek, von ihrer Mutter einst zur Klavierspielerin gedrillt, hat unter der Überschrift „Winterreise“ einen sehr finstern und persönlichen Bühnentext geschrieben, der in der vergangen Spielzeit in München uraufgeführt worden ist. Am Deutschen Theater bringt nun Andreas Kriegenburg das Stück heraus, das sich am Themen wie der Bedrohung durch die Bankenkrise und dem Schicksal Natascha Kampuschs entzündet, aber auch Jelineks Beziehung zu ihren Eltern und ihrer Kunst reflektiert. Es ist Andreas Kriegenburgs erste Beschäftigung mit einem Text der Nobelpreisträgerin. Premiere am Freitag.

In den Kammerspielen haben Tom Kühnel und Jürgen Kuttner auf der Basis eines Buchs der in St. Petersburg geborenen US-Schriftstellerin und Philosophin und Lehrerin des legendären Ex-Weltbankchefs Alan Greenspan Ayn Rand eine Reise ins Herz des Kapitalismus und der Kunst auf den Weg gebracht. So zumindest raunt es vielversprechend aus der Vorankündigung des Theaters. Und man kann nur sagen: prüfen lohnt hier auf jeden Fall! Hat das Duo Kühnel/Schuster in der Vergangenheit bereits ein Händchen für heikle dramatische Fälle bewiesen. Und ironische Distanz.

Und sonst? Auf allen drei Bühnen des HAU kann man anlässlich der Asien-Pazifik-Wochen Arbeiten von Künstlern aus Japan, Indonesien, China, USA und Samoa sehen, die unter der Überschrift „Leaving the Comfort Zone“ zusammengefasst sind und auch als Antithesen zu hiesigen Asien-Klischees verstanden wissen wollen.

■ „Winterreise“: Fr., Deutsches Theater

■ „Capitalista Baby“: So., Deutsches Theater – Kammerspiele

■ „Leaving The Comfort Zone“: Do.–Mo., HAU 1–3

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