KARL-HEINZ FUNKE, KOMMUNALWAHL-KANDIDAT IN VAREL
: Der Unersättliche

■ 65, war Bundeslandwirtschaftsminister im Kabinett Schröder und musste 2001 nach der BSE-Krise zurücktreten.

Mit 65 Jahren hängt Karl-Heinz Funke die politische Karriere noch lange nicht an den Nagel. Zwar hat die SPD den Namen des ehemaligen Bundeslandwirtschaftsministers nach über 40 Jahren von der Mitgliederliste gelöscht, doch Funke tritt bei den niedersächsischen Kommunalwahlen nun mit seiner eigenen Wählergemeinschaft an: der Liste „Zukunft Varel“.

Varel ist ein kleiner Ort in Friesland, Funke wohnt dort und saß nach seiner Zeit in der Bundespolitik viele Jahre für die SPD im Kreistag und im Stadtrat. Saß, denn 2009 schied Funke auf Druck der SPD aus allen politischen Ämtern aus. Es hatte sich herausgestellt, dass er seine Silberhochzeit fürstlich auf Kosten des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbands gefeiert hatte, dem er damals vorstand. Derzeit läuft gegen ihn ein Verfahren wegen Untreue.

Doch in den politischen Ruhestand lässt sich einer wie Funke nicht schicken. Als die SPD ihm ein Ultimatum stellte, die Kandidatur für die Wählergemeinschaft „Zukunft Varel“ zu unterlassen, ließ er den Termin verstreichen. „Ich bin kein Mann für Entweder-Oder“, sagt Funke. Ein Austritt aus der SPD kam für ihn nicht in Frage, doch der Rausschmiss war kalkuliert: „Mir war klar, dass ich ausscheide.“

Jetzt kämpft er seinen eigenen Wahlkampf. Auf der Internetseite der Liste „Zukunft Varel“ stehen nur wenige Sätze, es sind Sätze wie: „Die Wählergemeinschaft Zukunft Varel will Varel in eine bessere Zukunft führen.“ Auch Wahlplakate gibt es nicht: „Man erreicht die Menschen dadurch, dass man mit ihnen spricht“, sagt Funke. „Mit dem Internet beschäftige ich mich nicht.“

Wie viele Mitglieder seine Wählergemeinschaft hat, will Funke nicht verraten. Aber sie sei stärker als so manche Partei: Am Sonntag kandidieren neun Mitglieder als Stadträte und drei als Kreistagsabgeordnete. Die politischen Themen auf der Agenda hat allesamt einst auch die SPD vertreten.

Mutmaßungen, Funke kandidiere nur, um Varels Bürgermeister Gerd-Christian Wagner (SPD) eins auszuwischen, weist er empört zurück. „Dafür würde ich mir die Mühe des Wahlkampfs nicht machen.“ CHZ