Doch kein Killerpilz

Norddeutsche Reetdächer verfaulten wegen Baumängeln und Nässe. Kieler Umweltministerium legt Studie vor

Für das Faulen von mehr als 100 Reetdächern in Norddeutschland ist entgegen erster Befürchtungen kein neuartiger Killer-Pilz verantwortlich. Eine Studie im Auftrag des schleswig-holsteinischen Umweltministeriums erbringe keine Anhaltspunkte für eine neue mikrobiologische Gefahr, sagte der Biologe Frank Kempken gestern.

Im Frühjahr hatte der Reetdachbesitzer Ulrich Schaefer vor einem angeblich aus Osteuropa eingeschleppten, neuartigen Pilz gewarnt, der Reetdächer vernichte (die taz berichtete). Damit löste er bei vielen Reetdachbesitzern Panik aus – und bot gleichzeitig im Internet ein angebliches Gegenmittel zum Kauf an.

Tatsächlich waren bei mehr als 100 Dächern im Norden matschige Stellen aufgetreten, teilweise schon wenige Jahre nach einer Neueindeckung. Im Idealfall können Reetdächer bis zu 100 Jahre lang Wind und Wetter trotzen. Die neue Studie bestätigt eine Untersuchung aus Bremen: Demnach sind Feuchtigkeit, eine schlechte Reetqualität und Fehler beim Dachbau für das Verfaulen verantwortlich. Zwar seien verschiedene Pilz- und Bakterienarten im Reet identifiziert worden. „Das ist jedoch nicht ungewöhnlich, und diese Pilze sind nicht in der Lage, gesundes und einwandfreies Reet zu schädigen“, sagte der Kieler Forscher Kempken. KC