Bierhoff-Schmerz am Río de la Plata

SÜDAMERIKA Die Presse des Kontinents schreibt über eine Terrorwarnung aus Berlin und deutsches Geld für den Regenwald. In Argentiniens Zeitungen noch immer Top-Thema: das WM-Finale gegen das DFB-Team

BUENOS AIRES taz | Als säße der Stachel der WM-Niederlage in Argentinien nicht schon tief genug, da trieb die Tageszeitung La Nación ihn am Sonntag noch weiter ins Fleisch. Ausführlich schrieb das Flaggschiff der konservativen Presse am Río de la Plata von seiner konservativen Schwesterzeitung am Main ab: „13 Tage vor dem Finale hat Deutschland schon sein Jubelfest organisiert.“

Laut DFB-Manager Oliver Bierhoff war bereits „alles im großen Stil geplant und die Gästeliste fertig“, zitiert La Nación aus einem Interview der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Algerien sei, so Bierhoff, der stärkste Gegner gewesen, Brasilien der leichteste. Ob er auch nur ein Wort, ein einziges Wort, über die eigene Albiceleste gesagt hat, erfahren die LeserInnen von La Nación nicht – und das schmerzt am meisten.

Zuvor rauschte Deutschland kurz vor Weihnachten durch den südamerikanischen Blätterwald, als die Zeitungen meldeten, dass Berlin die höchste Alarmbereitschaft wegen eines möglichen Terroranschlags durch den „Islamischen Staat“ ausgelöst hat. Es könnten Attentate „jederzeit“ und „in unterschiedlicher Intensität und Dimension“ durch radikale Islamisten erfolgen, zitierte das sensationalistische Boulevardblatt Diario Popular aus der Provinz Buenos Aires sein deutsches Pendant, „el diario sensacionalista Bild“.

Mehr Aufmerksamkeit auf dem Kontinent erfährt jedoch Pegida. El Comercio in Peru berichtet über die Pegida-Demonstrationen in Berlin und Dresden, „die den ultrarechten Kreisen verbunden sind“. Erwähnt werden aber auch die Gegendemonstrationen „Dresde sin nazis“ und die 12.000 Gegner in München. Der recht ausführliche Beitrag fußt auf einem Agenturbericht der spanischen Nachrichtenagentur EFE. Ähnliche Berichte erschienen auch in argentinischen, chilenischen und bolivianischen Zeitungen.

Erwähnung fand auch das Vorhaben der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau, die 17 Millionen Euro für ökologische Projekte in Lateinamerika im Rahmen des Biodiversitäts-Fonds eco.business bereitstellen will. Interessanterweise berichtete gerade die ecuadorianische La Hora recht positiv über den doch sehr kritisch einzuschätzenden Ansatz des Fonds – hatte doch Ecuadors verärgerter Präsident Rafael Correa erst Mitte Dezember angekündigt, 7 Millionen Euro an Deutschland zurückzugeben. JÜRGEN VOGT