Verkäuferinnen streikbereit

Trotzdem hofft die Gewerkschaft verdi in Hamburg auf eine friedliche Einigung bei den Pilotgesprächen

Alles ist möglich: Das hat gestern die Gewerkschaft verdi im Tarifkonflikt für die 56.000 Verkäuferinnen im Einzelhandel klar gemacht, die zurzeit im Tarifkampf bundesweit eine Vorreiterposition einnehmen. So ist der Vollstreik in Hamburger durchaus ein Thema. Einwöchige Streiks bei Penny und in Rewe Supermärkten, mehrtätige Arbeitsniederlegungen bei SB-Einkaufszentren, zweitägige Ausstände im Karstadt Konzern sind auf jeden Fall denkbar.

„Wir fühlen uns echt erleichtert, wenn hier mal was passiert“, sagt eine 50-jährige Verkäuferin, die am Streik teilgenommen hat. „Auch wenn wir hier gar nicht mehr durchblicken.“

Die Gewerkschaft verdi hofft auf die heutigen Sondierungsgespräche in Nordrhein-Westfahlen und auf Pilot-Verhandlungen für die ganze Republik. Ansonsten stehen die Einzelhandelsbeschäftigten für den Tarifkonflikt bereit: „Die Stimmung ist kämpferisch“, sagt Sabine Bauer von verdi nach einer Sitzung der Tarifkommission. „Die Kollegen im Einzelhandel haben gelernt, sich selbst zu organisieren.“

„Wir haben Telefonketten aufgebaut“, sagt eine Verkäuferin. Gegenseitig informiere sich die Belegschaft: „Dann kommt morgens nicht eine Kollegin an, sieht, es wird gestreikt und bekommt Pusteln am Hals, weil ihr Typ das nicht will oder sie völlig überrascht ist.“

Beim erstem Karstadt-Streik vor zehn Jahren sei sie „in hochhackigen Schuhen und Minirock“ herumgestanden, sagt die Verkäuferin. Sie wollte an dem Abend noch ausgehen und kam sich „ziemlich blöd“ vor. „Aber ich habe es trotzdem für die Sache überstanden.“ KVA