LESERINNENBRIEFE
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Ich vermisse die Glühbirne nicht

■ betr.: „Im Lichte einer neuen Zeit“ von Kerstin Decker,taz vom 31. 8. 11

Über den Abschied der Glühbirne zu weinen wäre so, als würde man die Dampflok vermissen, die so schön langsam fuhr und dabei so schön romantische Rauchschwaden ausgestoßen hat und damit die Landschaft mit Wattebäuschen verschönerte. Ob dies einen Einfluss auf die Literatur hat, wie Sie es für die Glühbirne postulieren, kann ich auch nicht sagen. Aber sicher hat der Wechsel von der mechanischen Schreibmaschine auf den PC einen wesentlich größeren Einfluss auf die Art, wie heute geschrieben wird und auch auf den Inhalt, weil man zum Beispiel schneller ausbessern kann, sich weniger überlegt, was man schreibt, oder weil alles viel schneller von allen und jedem veröffentlicht wird.

Für die Zukunft unseres Klimas und aus ökologischer Sicht bin ich froh, dass es bessere und effizientere Lichtquellen gibt. Wir werden deshalb nicht durch kaltes Weiß zu kälteren Menschen gemacht, und unser Geist wird sicher auch nicht wegen der Elektromagnetfelder verblöden.

Sehen Sie diese Entwicklung so pragmatisch wie alle anderen technischen Entwicklungen, nämlich ganz unphilosophisch und profan als technische Möglichkeit, uns an die Anforderungen des Umweltschutzes und der Ressourcenersparnis anzupassen, was übrigens hohe geistige Anstrengungen von uns allen abfordert. Ich zumindest vermisse die Glühbirne nicht, habe meine Reste nur noch in einigen Steh- oder Hängelampen, die man nur mal kurz und schnell ein- und ausschaltet. Und es gibt mittlerweile auch sehr formschöne Sparbirnen, über die man sicher in ein paar Jahrzehnten auch schöne literarische Ergüsse lesen wird.

Ganz geistlos und sprichwörtlich: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und hat sich schon an so manche technische Neuerung angepasst, die wir heute als selbstverständlich nehmen.

DOROTHEE FEUERSTEIN, Nürnberg

Die Antwort fehlt

■ betr.: „So gefährlich sind Gentechnik-Pflanzen“, taz vom 7. 9. 11

Ja wie gefährlich ist denn die Gentechnikpflanze an sich? Unter der Überschrift findet sich berechtigte Kritik an der Praxis der Saatgutkonzerne, es möglich zu machen, noch mehr Gift auf Felder zu sprühen, berechtigte Sorge darüber, die Pflanzen ihr Gift selbst produzieren zu lassen (was allerdings hieße, dass es nicht mehr die Umwelt belastet, deswegen lohnt sich hier der genaue Blick) und noch mehr berechtigte Kritik daran, dass die Saatgutkonzerne sich Nahrungsmittel patentieren lassen oder gleich dafür sorgen, dass sie nur eine Generation angebaut werden können (das allerdings auch ganz ohne Gentechnik). Was sich aber nicht unter der Überschrift findet, ist Kritik an der Gentechnik oder gar eine Antwort auf die Frage, wie gefährlich sie ist – weil es die auch gar nicht geben kann in dieser Allgemeinheit.

Umso mehr ist die undifferenzierte Verteufelung dieser Technik unangemessen. Gentechnik würde es nämlich ebenso ermöglichen, traditionelle Pflanzenarten an wechselnde Klimabedingungen anzupassen, die noch eine natürliche Robustheit gegenüber Schädlingen aufweisen und damit den teuren und schädlichen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln überflüssig machen würden. Züchtung hingegen ist eine Methode zur Manipulierung des Genoms, die Robustheit, Geschmack und Gesundheitsförderlichkeit einer Pflanze einem einzelnen Parameter wie Ertrag opfert. Züchtung hat uns zwar die Sesshaftigkeit ermöglicht, aber letztlich auch in die Misere gebracht, in der wir jetzt stecken.

Die kollektive Panikreaktion bei der Erwähnung des Wortes „Gentechnik“ wird uns nicht daraus befreien.

CHRISTIAN LEICHSENRING, Bielefeld