Integration für 239 Euro

In Hannover ist ein deutsch-türkisches Privatgymnasium gegründet worden. Mit kleinen Klassen und vielen Nachmittagsangeboten soll es sich zur Eliteschule entwickeln – auch für Kinder ohne Migrationshintergrund

In Hannover eröffnet zu Beginn des kommenden Schuljahres ein deutsch-türkisches Privatgymnasium. „Wir wollen Kindern mit Migrationshintergrund die Chance geben, ein Elitegymnasium zu besuchen“, sagt der Geschäftsführer der Schule, Yusuf Ordueri.

Am Dienstag stimmte der niedersächsische Kultusminister Bernd Busemann (CDU) dem Antrag auf Schulgründung endgültig zu. Stundentafel und Qualifikation der Lehrer seien einer staatlichen Schule gleichwertig, sagte er. Religionsunterricht wird es in der Schule nicht geben, sondern nur ein Angebot im Ersatzfach „Werte und Normen“.

Die Unterrichtssprache am deutsch-türkischen Gymnasium wird deutsch sein. Ein spezielles Integrationsangebot will die Schule vor allem dadurch machen, dass sie bessere Unterrichtsbedingungen als die staatliche Alternative bietet: Kleine Klassen mit höchstens 20 Schülern, eine optimale Unterrichtsversorgung, viele Arbeitsgemeinschaften und Hausaufgabenbetreuung am Nachmittag. 35 Schüler wurden bisher für eine fünfte und eine sechste Klasse angemeldet. Beinahe alle haben Migrationshintergrund – das soll allerdings nicht so bleiben. Unter den acht Lehrern hat schon heute nur eine Minderheit ausländische Wurzeln. Ihre Zöglinge werden im Unterricht Schuluniformen tragen. „Sie kommen mehrheitlich aus dem Mittelstand und haben gebildete Eltern“, sagt Gunther Malz, einer der beiden zukünftigen Schulleiter.

Die Schule richtet sich also nicht speziell an Migrantenkinder aus bildungsfernen Schichten, die es im staatlichen Schulsystem bekanntermaßen besonders schwer haben. Auch die monatlich 239 Euro Schulgeld sind eine Hürde für finanzschwache Eltern. „Wir werden aber auch Stipendien vergeben“, sagt Geschäftsführer Ordueri. Als Zeichen gescheiterter Integrationsbemühungen in den staatlichen Schulen will er das hannoversche Projekt nicht verstanden wissen: „Der Staat kann nicht alles zu 100 Prozent leisten.“

Das Gymnasium, dessen Name noch nicht feststeht, wird die erste norddeutsche Schule seiner Art sein. Schulträger ist der hannoversche Verein für Integration und Bildung. Er wurde vor mehr als zehn Jahren als türkische Elterninitiative gegründet und erteilt Nachhilfeunterricht vor allem an Kinder mit Migrationshintergrund. Wenn das Gymnasium Erfolg hat, sollen in den nächsten Jahren vielleicht eine private Realschule und ein Kindergarten hinzukommen. KC