Tödlicher Einsatz ohne Folgen

POLIZEI Staatsanwalt wertet Schuss auf psychisch Kranke als Nothilfe. Grüne kritisieren Einstellung

Der Tod einer 53-jährigen Reinickendorferin nach einem Polizeieinsatz vor zweieinhalb Wochen bleibt folgenlos. Die Ermittlungen seien „einstellungsreif“, sagte am Freitag ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Es gebe „keinen Zweifel“, dass der Polizist in Nothilfe gehandelt habe. Der 46-jährige Beamte hatte die psychisch kranke Frau erschossen, nachdem diese einen Kollegen mit einem Messer attackiert hatte. Bezirksmitarbeiter und Polizisten wollten die Frau einem Gericht vorführen, um sie in eine geschlossene Psychiatrie einzuweisen.

Die Grünen forderten weitere Aufklärung. Offen bleibe, warum nicht vor dem Einsatz der sozialpsychiatrische Dienst im Bezirk kontaktiert wurde, so Innenexperte Benedikt Lux. Auch sei nicht wie üblich das SEK eingesetzt worden. Die Polizei wollte sich dazu aufgrund des „noch laufenden Verfahrens“ nicht äußern. Grüne und Internationale Liga für Menschenrechte forderten eine unabhängige Untersuchungskommission. Reinhard Wojke von der Organisation Psychiatrie-Erfahrener plädierte für „mehr Deeskalation“ bei ähnlichen Einsätzen. Statt der Polizei müssten Sozialarbeiter in den Vordergrund treten.

Am Donnerstag wollen psychiatriekritische Verbände vor dem Gesundheitsamt Reinickendorf demonstrieren. KO