Olympia! Oder vielleicht auch nicht

Die Entscheidung rückt näher. Nicht über die Vergabe der Olympischen Sommerspiele, das wird sich erst 2017 klären. Nein, in diesem Jahr geht es erst mal um zwei Fragen, nach deren Beantwortung alles Weitere aus einer Berliner Perspektive sowieso hinfällig sein könnte: Zum einen, ob der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) mit Berlin antreten will oder mit Hamburg. Und zum anderen, ob Berlin selbst das will oder besser: ob seine Einwohnerinnen und Einwohner überhaupt eine Bewerbung für das alle vier Jahr ausgetragene weltgrößte Sportereignis wollen.

Der DOSB wollte ursprünglich schon am 6. Dezember abstimmen, beschränkte sich dann aber darauf, an diesem Termin nur grundsätzlich eine Olympiabewerbung für 2024 und möglicherweise 2028 zu beschließen. Die Entscheidung über den Austragungsort aber verschob der Sport-Dachverband auf eine Sondermitgliederversammlung am 21. März. Das DOSB-Präsidium will sich schon vorher auf eine Stadt festlegen.

Am liebsten hätten die Sportbosse es gehabt, wenn dann schon beide Städte über eine mögliche Bewerbung abgestimmt hätten, um nicht am Ende wieder so dumm dazustehen wie bei der im November 2013 abgesagten Bewerbung von München und Garmisch-Partenkirchen für die Winterspiele 2022. Doch in Hamburg peilt man erst eine Abstimmung im Mai an, in Berlin ist der Termin noch offen.

In einer bundesweiten Umfrage galt Berlin jüngst als Favorit gegenüber Hamburg. Mit Blick auf einen Bürgerentscheid, eine Volksabstimmung oder wie auch immer jene verbindliche Befragung heißen wird, für die es in Berlin derzeit noch keine rechtliche Grundlage gibt, ist die Lage um einiges offener. In Hamburg zeichnete sich eine Mehrheit für eine Olympia-Bewerbung ab, während in Berlin zwischenzeitlich die Gegner knapp vorn lagen. Bekanntestes Sprachrohr der Kritiker ist das Bündnis „NOlympia“. Für Februar will der DOSB eine letzte Umfrage zur Olympia-Begeisterung in Auftrag geben.

Dabei erscheinen diese ersten beiden Hürden klein im Vergleich zu jener der Entscheidung beim Internationalen Olympischen Komitee im Sommer 2017. Denn die Konkurrenz scheint so stark wie seit Langem nicht: Interesse an den Sommerspielen zeigen bereits Paris und Rom, zu erwarten ist auch eine Bewerbung aus den USA mit Boston, Los Angeles, San Francisco oder Washington. Bewerbungsschluss ist am 15. September. STEFAN ALBERTI