Liebe Leserinnen und Leser

NEU Endlich ist dieses chaotische 2014 vorbei. Doch was kommt jetzt? Was erwartet die taz und was erwarten Sie von uns? Gedanken zum neuen Jahr

VON INES POHL
, RIEKE HAVERTZ
UND ANDREAS RÜTTENAUER

Das Internet transportiert Nachrichten und Abseitiges auf unsere Rechner und Smartphones. Rund um die Uhr wird aktualisiert, visualisiert, fotografiert und gefilmt. BloggerInnen erweitern die publizistische Sphäre zusätzlich mit ihrer Sicht auf die Welt. Und in sozialen Netzwerken verbinden sich Menschen weltweit und tauschen Informationen aus.

Das alles ist keine neue Erkenntnis, es ist unser Alltag. Aber eine Frage taucht dabei immer häufiger auf: Warum braucht man JournalistInnen überhaupt noch? Warum soll man Geld für etwas bezahlen, das es auch kostenlos gibt? Und für eine Leistung, von der immer mehr Menschen glauben, dass sie der gebotenen Qualität nicht mehr trauen können? Dieses Misstrauen gegenüber etablierten Medien war ja einer der Grundimpulse für die Entstehung der taz. Es ging darum, eine Gegenöffentlichkeit zu schaffen. Heute werfen viele Menschen der taz und ihrer Redaktion vor, genauso angepasst zu sein wie alle anderen auch. Doch stimmt das?

Haben wir unseren Kompass verloren, sind wir nicht mehr „tazzig“ genug? taz, das ist die Lust am Widerstand. Ist uns diese Lust 2014 verloren gegangen – in Ihren Augen? Berichteten wir zu wenig vom Richtigen und zu viel vom Falschen über die Ukraine? Gab die taz den Gräueltaten des IS mehr Raum als den Schicksalen der Opfer? Übten wir nicht genug Widerspruch, als CDU und CSU Kampagnen gegen Flüchtlinge starteten, wie auch gegen eine zeitgemäße Sexualaufklärung in Schulen? Oder als die Fußballnationalmannschaft Massen in wohlige Wallung brachte? Die taz von heute ist nicht mehr die taz von vor 35 Jahren. Doch unsere Grundhaltung haben wir auch 2014 nicht aufgegeben, im Gegenteil.

1979 als „linke radikale Tageszeitung“ gegründet, ist die taz bis heute unabhängig geblieben. Wir begleiten gesellschaftliche Veränderungen nicht nur journalistisch, wir tragen auch dazu bei, dass Bewegung entstehen kann. Das zehnte Jubiläum des taz Panter Preises 2014 ist dabei nur einer von vielen Belegen. Wir entwickeln Bewegung mit der taz-Community – mit Ihnen also. Man kann es nicht oft genug sagen, die taz ist kein Renditemodell, sondern existiert für und wegen ihrer LeserInnen. Sie erhalten die taz am Leben durch Ihr Abo, gedruckt oder digital, durch Ihre Unterstützung der Genossenschaft und der taz Panter Stiftung oder Ihre Beiträge zu unserem Onlinebezahlmodell „taz-zahl-ich“ auf taz.de.

Bitte unterstützen Sie uns auch weiterhin, damit wir uns einmischen können. Das ist unser Versprechen: Wir bleiben widerständig. Tun Sie es auch. In diesem Sinn wünschen wir Ihnen und uns einen guten Start in ein gutes Jahr 2015.

Ines Pohl und Andreas Rüttenauer sind die ChefredakteurInnen der taz; Rieke Havertz ist neben Daniél Kretschmar Leiterin von taz.de

Die Lust am Widerspruch? Wünschen wir uns von Ihnen. Schreiben Sie uns, was sie sich von Ihrer taz 2015 wünschen: ausdertaz@taz.de