Sich hochleben lassen

TAZ.LAB Auch 2015 wird es wieder den großen Kongress der taz geben. Ein Rück- und Ausblick

Die taz hat ihren Geburtstag immer gern zum Anlass genommen, sich selbst zu feiern. Besser ließe sich vielleicht formulieren, dass die taz (meist) einen Samstag in der Mitte April gern als Gelegenheit nahm, mit ihren LeserInnen und FreundInnen zu feiern – dass es diese Zeitung gibt, dass sie eine bewegte Geschichte vorweisen kann und nicht irgendein Blatt ist, das zur finanziellen Freude seiner Eigner existiert.

Vor fast sechs Jahren, zum 30. Jubiläumstag der taz, feierte dieses Blatt einen taz-Geburtstag im Haus der Kulturen der Welt: durchaus als intellektuelle wie publizistische und politbewegungshafte Einrichtung, um miteinander in Diskussion zu kommen. Von Angesicht zu Angesicht.

Linke Blätter haben solche Feiern stets als kommunitäre Geselligkeit zelebriert. Die italienische Zeitung L’Unità einst oder auch die Zeitung der französischen Kommunisten, die L’Humanité. Es waren Volksfeste in bester mediterraner Art: Man stritt, belustigte sich, kam zum Sprechen – und ließ sich abends an Tischen und in Sälen nieder, um gemeinsam zu singen und zu lachen. Eher konservative Pressehäuser und die Journalisten dort wussten: Die Linken können sich und andere hochleben lassen – wer dort ankommt, ist schon wer.

Seit 2010 veranstaltet die taz – nach dem Publikumserfolg durch den taz-Geburtstag 2009 – ihr taz.lab: ein Laboratorium mit Fokussierung auf ein Thema. Immer im April, immer im Haus der Kulturen der Welt gleich in Nachbarschaft des Kanzlerinnenamts. Und immer pünktlich beginnend um 9 Uhr in der Früh, was niemand mehr skandalös findet. Weil: taz-BesucherInnen nehmen gern die volle taz.lab-Dröhnung schon zu sich, wenn andere noch in ihren Betten liegen. Enden taten die Events, naturgemäß, erst weit nach Mitternacht.

Die Titel der taz.lab-Kongresse widmeten sich den Themen Bildung und Universität, dem alternativen Erfolgsmodell Genossenschaften, dem guten Leben schlechthin, den Medien oder dem politischen Konstrukt Europa. Im kommenden Jahr heißt es: „Was wirklich zählt. Der Gedöns-Kongress der taz“. Alles Weitere hierzu ist noch offen, nur das Team (Redakteure, Volunteers und andere) steht schon und beginnt am 6. Januar mit seiner Arbeit.

Für die taz sind taz.labs teure Geburtstagsprojekte. Kann sich diese Zeitung diese Ausgaben noch leisten? Wir können, aber, wichtiger noch: wir wollen. Es sind für uns Veranstaltungen als Ankerplätze für unser Publikum, das traditionelle wie das neue – und viel mehr, als das Wort Werbung oder Celebrity-Marketing sagen könnte.

Andere Zeitungen haben in den vergangenen Jahren unser taz.lab-Format zu kopieren versucht – wir waren mit freundlichen Auskünften manchen von ihnen gegenüber nie geizig. Der Guardian veranstaltet jetzt eine Art lab, ebenso tat dies vor Monaten die Wochenzeitung Die Zeit oder auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Was sie bei uns sahen, ist das Resultat von Arbeit von Hunderten – in allen Abteilungen der taz: Kooperation und Kommunikation mit unseren LeserInnen, und das seit 1979.

Wir freuen uns auf Sie und den 25. April! JAN FEDDERSEN