Mailand? Nein, Lüneburger Scala

Seit sieben Jahren besteht das Scala-Kino in Lüneburg, und seitdem bekommt es jährlich Auszeichnungen. Jetzt hat es den Hauptgewinn erhalten: den Preis für das beste Jahresprogramm. 272 Kinos hatten sich beworben und wurden in den Kategorien Kinder- und Jugendangebot, Kurzfilm, Dokumentarfilm und allgemeines Programm bewertet. Die Scala erhielt in allen Kategorien Auszeichnungen.

Der Kinoprogrammpreis soll Kinos fördern, die Wert auf ein anspruchsvolles Programm legen. Insgesamt haben 24 norddeutsche Lichtspielhäuser einen Preis gewonnen. Die Zeisekinos in Hamburg und das Casablanca in Oldenburg belegen im Norden den zweiten und dritten Platz.

„Von Anfang an war unser Ziel, ein ausgewogenes Programm für alle Alters- und Interessengruppen zu bieten“, sagt Elke Rickert, 49, eine von drei Frauen, die das Lüneburger Scala-Kino leiten. Dazu fährt das Team auf Festivals, lädt Gäste zu Vorführungen ein und kooperiert mit lokalen Initiativen. Zur Zeit begleitet die Scala eine örtliche Ausstellung über die 50er Jahre mit Filmen. Ein Projekt über Gewalt in Familien hat die Scala selbst initiiert.

Die gelernte Filmtheaterkauffrau Rickert ist stolz auf ihre Mitarbeiter, die durchweg Kinoliebhaber sind: „Es macht natürlich eine Menge aus, wenn die Frau an der Kasse mit dem Publikum über den Film des Abends reden kann.“ Generell laufe kein Streifen, den nicht schon jemand aus dem Team gesehen hat.

„Wir lieben nordeuropäisches Kino“, sagt Rickert, „außerdem gibt es wieder viele gute deutsche Filme, die Inhalt transportieren, aber nicht mehr so fürchterlich schwer sind wie früher.“

25,8 Prozent Marktanteil deutscher Filme lobte auch Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU), der den Preis am Mittwoch in Hamburg verlieh.

Das hat auch die Konkurrenz „Cinestar“ bemerkt. „Die Multiplex-Kinos versuchen jetzt auch, Programmkino-Inhalte zu zeigen“, sagt Rickert, „das ist schon schwierig.“ Aber die Scala mit ihren vier Sälen behaupte sich weiterhin gut gegen den Riesen.

Das kleine Kino freut sich über ein Preisgeld von 32.500 Euro. Pläne für die Verwendung gibt es noch nicht – die gute Nachricht muss erst mal sacken. „Die Fahrten zu Festivals haben wir bisher immer aus eigener Tasche bezahlt“, denkt Rickert laut. „Vielleicht legen wir es auch einfach zurück für schlechtere Zeiten.“ Schlechte Zeiten in der Scala? Wohl kaum. SHE