Lieblingsfeind von Birmas Junta

Wenn wir uns derselben Rechte erfreuen wollen wie Menschen in anderen Ländern, müssen wir mutig genug sein, uns gegen die Diktatoren zu wehren!“ Als er dies 1988 öffentlich erklärte, war Zoologiestudent Min Ko Naing, was wörtlich übersetzt „Eroberer der Könige“ heißt, 25 Jahre alt. Es war das Jahr der Massendemonstrationen in Birma, in welchen die Bevölkerung freie Wahlen und bessere Lebensbedingungen forderte - und die die Junta schließlich blutig niederschlug. Genau an diese Zeit erinnert die Protestwelle der letzten Tage, die nach drastischen Preissteigerungen viele Birmesen auf die Straße trieb, von denen Dutzende verhaftet wurden. Unter ihnen ist erneut der ehemalige Studentenführer Min Ko Naing.

Min Ko Naing, dessen eigentlicher Name Paw Oo Tun ist, tauchte 1988 zunächst unter, bis er im März 1989 verhaftet wurde. Mehr als 15 Jahre saß er im Gefängnis, erst im November 2004 kam er frei. Die Junta hatte wohl gehofft, die Öffentlichkeit habe den Studentenführer längst vergessen.

Mehrfach bekam er internationale Auszeichnungen, darunter 1999 den „John Humphrey Freedom Award“. In einer von Birma nach Kanada geschmuggelten Videobotschaft würdigte die unter Hausarrest stehende Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi den Aktivisten als jemanden, „der all dem Druck durch die Autoritäten standgehalten habe“.

Er brauche Zeit, um zu überlegen, wie er sich weiter für Demokratie engagieren werde, sagte Ende 2004 ein von Haft und Folter schwer gezeichneter Min Ko Naing. Mit anderen ehemaligen Studenten gründete er schließlich die Bürgerrechtsbewegung „1988er Studentengeneration“, die Kampagnen an wichtigen Gedenktagen der Demokratiebewegung initiierte. Letztes Jahr reisten Min Ko Naing und andere Aktivisten der „1988er Studentengeneration“ durchs Land und ermutigten die Bevölkerung, sich gegen die brutale Unterdrückung zu wehren. Der Zulauf war enorm - trotz massiver Einschüchterung seitens der Militärs. Lange duldete die Junta diese Aktivitäten nicht: Gemeinsam mit anderen Regimegegnern wurde Min Ko Naing im September 2006 erneut festgenommen. Mitstreiter organisierten daraufhin eine landesweite Unterschriftenaktion, in welcher sie die Junta zur Freilassung der über 1.000 politischen Gefangenen aufforderten. Im Januar kam Min Ko Naing wieder frei - einen Tag vor Abstimmung einer UN-Resolution zur verheerenden Menschenrechtslage in Birma, gegen die China und Russland ihr Veto einlegten. Nun sitzt Min Ko Naing zwar erneut hinter Gittern. Doch der Protest gegen das brutale Regime in Birma geht weiter.NICOLA GLASS

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