KOMMENTAR: KAIJA KUTTER ÜBER STUDENTISCHES WOHNEN
: Ein Fahrrad reicht nicht

Was sich Akademiker nicht als Wohnumfeld wünschen, ist auch für andere nicht optimal

Für Stadtplaner liegt die Lösung klar auf der Hand: Junge Studierende, die ob der Doppel-Abi-Jahrgänge und dem Wegfall der Wehrpflicht in die Universitätsstädte drängen, sollen jene Stadtteile bereichern, die eine ungünstige soziale Mischung haben. Der Appell des Kieler Asta, etwas gegen die studentische Wohnungsnot zu tun, wirkt deplatziert, wenn es stimmt, dass zugleich in Gaarden günstige Appartments leer bleiben.

Aber so einfach ist die Sache nicht. Wenn sich junge Leute nicht trauen, in einen Stadtteil zu ziehen, ist das eine erschreckende Aussage. In so einem Viertel müsste die Stadt heilend eingreifen. Denn was sich angehende Akademiker nicht als Wohnumfeld wünschen, ist auch für andere nicht optimal.

Die Idee der Wohnungsbaugesellschaft, jungen Mietern zum Einzug ein Rad zu schenken, ist ganz süß. Sie reicht aber nicht. Letztlich muss man die Ängste der jungen Menschen, die ja heute schon mit 17 Jahren Abitur machen, ernst nehmen und etwas gegen deren Vereinzelung unternehmen. Zum Beispiel, in dem man ihnen größere Wohnungen vermittelt, die als WG nutzbar sind, oder kleine Wohnungen im Verbund. Auch ein Studentenwohnheim in Gaarden in der Nähe der Kieler Fachhochschule würde die soziale Mischung fördern und ein Gemeinschaftsleben ermöglichen.

Das Thema eignet sich gut für ein studentisches Seminar. Wer die Probleme der Welt lösen will, sollte bei den eigenen üben.