Mifa tritt in die Pedale

INSOLVENZ Unternehmer aus Sachsen-Anhalt rettet ostdeutschen Fahrradhersteller

DRESDEN taz | Der Ende September in die Insolvenz gegangene ostdeutsche Fahrradhersteller Mifa bekommt eine weitere Chance. Mitte Januar soll der vor wenigen Wochen vereinbarte Verkauf an die Unternehmerfamilie Nathusius aus Sachsen-Anhalt vollzogen werden. Heinrich von Nathusius hatte nach 1990 bereits erfolgreich das IFA-Gelenkwellenwerk in Haldensleben übernommen und beschäftigt weltweit etwa 2.000 Mitarbeiter.

Auch alle 600 Mifa-Beschäftigten in Sangerhausen sollen übernommen werden. „Ab Januar endet die saisonbedingte Kurzarbeit und wir starten wieder in die volle Produktion“, sagte Insolvenzverwalter Luca Flöther.

Die Mitteldeutsche Fahrradwerke AG war 1907 am südlichen Harzrand gegründet worden. In der DDR war die Mifa neben Diamant der wichtigste Hersteller von Fahrrädern. Nach der Wende belieferte das Werk vor allem Handelsketten und Baumärkte mit preiswerten Fahrrädern, expandierte zunächst und ging an die Börse.

Vor drei Jahren stieg der Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer bei Mifa ein, konnte aber die krisenhafte Entwicklung des Unternehmens nicht stoppen. Weil nach Verlusten von 30 Millionen Euro ein Deal mit dem indischen Hersteller Hero Cycles scheiterte, musste trotz weiterhin gut gefüllter Auftragsbücher Insolvenz angemeldet werden. Das operative Geschäft des Fahrradherstellers lief aber seit Oktober weiter.

Der anstehende Kauf durch Nathusius wurde letztlich erst durch eine Bürgschaft des Landes Sachsen-Anhalt möglich. „Das Produkt ist gut, die Fachkräfte sind gut“, hatte Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU) gesagt – und die Schuld am Abwärtstrend dem Management zugewiesen. Betriebsratsvorsitzende Dagmar Enke zeigte sich erleichtert über die Rettung des Betriebes. Diese hat allerdings auch ihren Preis. Der Landkreis Mansfeld-Südharz hatte im Frühjahr 2014 der Mifa für 5,8 Millionen Euro ein Grundstück abgekauft, um das Unternehmen zu stützen. Die vereinbarten vierteljährlichen Zahlungen für Miete und Grunderwerbssteuer blieben jedoch ab der zweiten Rate aus. Der für den Kauf aufgenommene Kredit, den das Landesverwaltungsamt nicht genehmigt hatte, belastet nun den Landkreis. Der neue Investor hat gegenüber Landrätin Angelika Klein (Linke) jedoch die Erfüllung bestehender Verpflichtungen zugesichert. Auch die Aktie der Mifa ist praktisch wertlos geworden, weil aus dem Kapital der Aktionäre zuerst die Verbindlichkeiten bedient werden müssen. MICHAEL BARTSCH