In der Box schenkt es sich besser

IDEE Ungenutzte Dinge können in öffentlichen „Giveboxen“ anonym verschenkt werden

Drei Sperrholzplatten stehen zwischen einem Kiosk und einem Kleiderspendecontainer in der Kollwitzstraße. Zwei junge Männer heben mit vollem Körpereinsatz das Dach aus gewelltem Plexiglas auf den Unterbau. Neben ihnen steht eine junge Frau und bemalt ein Holzschild. „Was baut ihr denn da?“, fragt ein Anwohner neugierig vom Balkon im ersten Stock. „Eine Givebox“, schallt es nach oben.

In dem nach vorne offenen, begehbaren Outdoor-Kleiderschrank können ungenutzte Dinge anonym verschenkt werden. Die Idee vereint Konzepte wie Umsonstladen, Flohmärkte, Kleinanzeigen oder den einfachen Karton, der vor die Haustür gestellt wird. Die Givebox, die etwa die Größe einer Duschkabine hat, hat den Vorteil, dass sie rund um die Uhr und bei jedem Wetter genutzt werden kann. Der Prototyp wurde Ende August in der Steinstraße in Mitte errichtet. Mittlerweile gibt es sie auch in der Falckensteinstraße in Kreuzberg und eben in der Kollwitzstraße in Prenzlauer Berg.

Durch schicke Details wirken die Boxen einladend: innen bunt tapeziert, Blumentöpfe hängen rechts und links vom Eingang. In jeder Box sind eine Korkpinnwand sowie ein Gästebuch für Rückmeldungen zu finden. Eine Box koste ungefähr 100 Euro, erklärt ein Beteiligter der Givebox in der Kollwitzstraße. Für die abgegebenen Bücher, DVDs, Magazine oder Kleidung gibt es Regalböden und eine Kleiderstange. Die Boxen sollen ordentlich bleiben: Ein Zettel an der Wand fordert die Nutzer dazu auf, Gegenstände, die zwei Wochen ausliegen, wieder abzuholen, gegebenenfalls aufzuräumen oder zu reparieren.

„Mich überrascht, wie gut die Idee bisher aufgenommen wurde“, erklärt der Erfinder der Givebox, der anonym bleiben will. Der 28 Jahre alte Programmierer aus Mitte möchte nicht zentraler Ansprechpartner für die öffentlichen Schränke werden, auch wenn er bereits bei mehreren mitgeholfen hat: Jeder, der die Idee unterstützen möchte, könne sich beteiligen. Aus diesem Grund gebe es auch keine Organisation, keinen Verein. Über die Givebox-Seite bei Facebook können sich Interessenten Tipps zum Bau holen, über neue Standorte austauschen oder Kritik aussprechen.

Die Reaktionen im Internet sind fast alle positiv: „Danke für die Hose“ oder „Super tolle Idee! Sollte es auch in Düsseldorf und Köln geben!“ ist zu lesen. Die Idee scheint tatsächlich ein Selbstläufer zu werden: Auch Wien hat bereits eine Givebox. Auf der Internetseite kündigen zudem Leute aus Hamburg, Marburg, Köln und Paris an, geeignete Stellplätze zu suchen. Laut Erfinder eignen sich dafür bevorzugt Standorte auf Privatgelände. Und windgeschützt sollten sie sein.

BENJAMIN QUIRING

Infos: givebox.net