der norden rettet die welt (l)
: Klima schützen und kassieren

Norddeutsche Städte nehmen den Klimaschutz selbst in die Hand. Die Rezepte sind verschieden

Eigentlich ist Lüneburg ja als friedliches Städtchen bekannt. Wenn’s ums Klima geht, darf es aber schon mal krachen. In Lüneburger Klassenzimmern zum Beispiel, beim Streit über die passende Raumtemperatur. Und diese Art von Konflikt sei ja nicht schlecht, findet Manfred Koplin, Leiter des Lüneburger Eigenbetriebs Gebäudewirtschaft.

Denn seit nunmehr fast zehn Jahren hat nicht nur das Klima was davon, wenn in Schulen Energie gespart wird, auch Schüler und Lehrer profitieren. 30 Prozent der eingesparten Energiekosten erhalten die Lüneburger Schulen seit 1998 vertraglich zugesichert von der Stadt zu ihrer freien Verfügung, in den ersten Jahren waren es sogar 50 Prozent. „Damit können die Schulen machen, was sie wollen. Neue Materialien kaufen oder einen Ausflug nach Timbuktu finanzieren“, sagt Koplin. Auch der Stadt bekommt das grüne Gewissen freilich gut – sie erhält die restlichen 70 Prozent zur Haushaltssanierung. Das Einsparungspotenzial liegt, neben der Modernisierung, im Verbraucherverhalten: Stoß- statt Dauerlüften, Licht und Geräte nach Gebrauch ausschalten, Elterntage auf einen einzigen Wochentag legen, um Heizkosten zu sparen.

Als nächstes sind die Verwaltungsgebäude dran. Alles kommt auf den Prüfstand: Glühbirnen, Heizkörper, Kühlschränke und Kaffeemaschinen. Lüneburgs mittelalterlicher Charme ist dabei auch sein größtes Problem: Die alten Verwaltungsgebäude lassen sich kaum vernünftig isolieren. Aber, da ist sich Manfred Koplin sicher, manchmal hilft auch schon ein Dichtungsband, um die kostbare Wärme nicht aus dem Fenster verschwinden zu lassen. Ansonsten gilt das Gleiche wie für die Schulen: Jeder Einzelne ist dazu aufgefordert, den persönlichen Energieverbrauch zu minimieren.

Ein wichtiges Standbein der Lüneburger Klimaschutzbemühungen ist zudem die Förderung regenerativer Energien. Seit 2005 hat die Stadt handwerkliche Betriebe bei der Herstellung oder Installation von 43 Photovoltaikanlagen, 84 Solarthermieanlagen und einer Geothermieanlage finanziell unterstützt. Netter Nebeneffekt: Einheimische mittelständische Unternehmen sind Nutznießer der Beihilfen. Die Fördersumme für 2007 beläuft sich auf 100.000 Euro.

Wer selbst ins Energiegeschäft einsteigen möchten, für den bietet Lüneburg städtische Dächer für die Installation von Photovoltaikanlagen an. Zum Nulltarif vermietet die Stadt ihre Dächer für einen Zeitraum von 20 bis 25 Jahren, so dass sich die Investitionen amortisieren.

Genügend Möglichkeiten, sich für das Klima einzusetzen, bietet Lüneburg also. Das friedliche Städtchen schafft es, die richtigen Reizpunkte zu setzen.BENJAMIN GEHRS