Ortstermin
: Für alle was dabei

In der Reihe „Ortstermin“ besuchen Autoren der taz nord ausgewählte Schauplätze am Rande des Nachrichtenstroms

Das Prinzip der Hilfsaktion Viva con Agua scheint zu funktionieren. Initiator Benjamin Adrian bezeichnet seinen Verein selbst als „All-Profit-Organisation“, von der alle etwas haben: Die Menschen in Benin bekommen einen Brunnen und diejenigen, die spenden, bekommen was geboten. Ex-St. Pauli-Fußballer Benjamin Adrion hatte das Projekt 2005 ins Leben gerufen, um die Deutsche Welthungerhilfe dabei zu unterstützen, in Millenniumsdörfern Brunnen und Wasserspender zu bauen.

Am Montag waren es die Fans der Kaiser Chiefs, die die Band aus England erst im Hamburger Stadtpark zu hören bekamen, und anschließend in einem Fußball-Spiel begutachten konnten. Gespielt wurde ab 23 Uhr keine fünf Minuten Fußweg entfernt von der Bühne im Stadtpark gegen die St. Pauli-Allstars: Die bestanden aus ehemaligen St. Pauli-Kickern und Promis wie Sasha, Tobi Schlegel und Peter Lohmeyer.

Gekickt wurde für Wasser für Benin. „In England gibt es eine ähnliche Organisation. So was muss man unterstützen“, sagten die Kaiser Chiefs in der Umkleidekabine zu MTV. Bei Regen und bitterer Kälte rannten die Spieler über den Kunstrasen, Spaß hatten sie aber dennoch, zumal der Sänger der Ärzte, Bela B., das Spiel als Schiedsrichter leitete. „Faul“, schrie er und zückte die rote Karte; das es sich dabei um zwei Spieler der Kaiser Chiefs handelte, schien ihn nicht zu stören. Kurz vor Ende der ersten Halbzeit dann die Durchsage: „Liebe Fans, ein wirklich aufmerksamer Journalist hat gerade bemerkt, dass die Chiefs mit dreizehn Spielern über das Feld heizen.“ Von den Allstars hat es keiner gemerkt.

Obwohl das Team der St. Pauli-Allstars einen klaren Heimvorteil hatte, waren es doch die Fans der Kaiser Chiefs, die sich lautstark artikulierten: Es erinnerte alles ein wenig an die WM, als sich kleine Mädchen plötzlich in Fußballfans verwandelten. Nach zwanzig Minuten gab es dann eine kurze Pause für die Kicker, in der Spenden für Viva con Agua gesammelt wurden. Und das mit Euphorie-Bonus der Kaiser Chiefs-Fans: „Oh man, ich bin Rick so nah und das nur durch die Wassertage“, jubelte ein Mädchen.

In der zweiten Halbzeit gab es dann auch während des Spiels Spannung. Nach wenigen Minuten schießt Benjamin Adrion mit der Nummer 23 endlich das erste Tor. „Aber die Jungs der Chiefs spielen echt besser, als ich erwartet hab“, sagte ein Fan, der extra aus England angereist kam. Kurz nach diesen Worten fiel dann das zweite Tor. Und am Ende stand es 2:1 für die All Stars des FC St. Pauli.

„Das hat echt Spaß gemacht“, strahlte Benjamin Adrion nach dem Abpfiff. Auf diesen Pfiff haben gerade die Mädchen gewartet, die trotz Regen tapfer ausgeharrt haben, um den Trikottausch nicht zu verpassen. An diesem Abend hatten wirklich alle was davon. Birte Staude