Motorola macht Ernst

700 Arbeitsplätze wandern nach Aachen, weil sich der Handykonzern „auf das Kerngeschäft konzentrieren“ will

Der angeschlagene Handyhersteller Motorola schließt seine Logistik-Sparte in Flensburg mit 700 Mitarbeitern. „Wir haben uns entschlossen, die Logistik-Aktivitäten für Europa an einen externen Dienstleister auszulagern“, sagte Ralf Gerbershagen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Motorola GmbH, am Mittwoch in Flensburg. Man wolle sich auf das Kerngeschäft konzentrieren. Die Arbeitsplätze werden zum kanadischen Logistik-Unternehmen Cinram in die Nähe von Aachen (Nordrhein-Westfalen) verlagert. Alle Mitarbeiter sollen ein Angebot erhalten, dort hin zuwechseln.

Bereits am Dienstag hatte das Kieler Wirtschaftsministerium unter dem Druck von Medienberichten bestätigt, dass die Arbeitsplätze zu Cinram verlagert werden sollen. Auch das Angebot an die Mitarbeiter, zu Cinram zu wechseln, lag da bereits vor. Das Angebot sei jedoch „nicht richtig ernst gemeint“, sagte der Flensburger IG-Metall-Geschäftsführer Meinhard Geiken. Die Mitarbeiter hätten ihre Familien, Häuser und Freunde in der Region.

Für nicht wechselwillige Mitarbeiter wird es nach IG-Metall-Angaben einen Sozialplan geben. Die Beschäftigten erhalten eine Abfindung und werden für zwölf Monate in einer Transfergesellschaft aufgefangen. Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Dietrich Austermann und Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (beide CDU) waren am vergangenen Wochenende zu Gesprächen mit Motorola in die USA gereist. Die Gespräche seien „ein Schlag ins Kontor gewesen“, sagte Austermann. DPA

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