Hamburgs Schulen bleiben werbefrei

Nach breiter Kritik zeigt sich die Bildungsbehörde einsichtig: Umstrittene neue Richtlinie tritt doch nicht in Kraft. Behörde wollte Produktwerbung zulassen, um mit den Einnahmen die Ausstattung der Schulen zu verbessern

Hamburgs Schulen bleiben werbefrei. Die Bildungsbehörde der Hansestadt ist gestern von ihrem Plan abgerückt, ab Oktober Produktwerbung in Schulen zuzulassen. Mit dieser Entscheidung wolle sie den zahlreichen Bedenken gegen die neue Werbe- und Sponsoring-Richtlinie Rechnung tragen, erklärte Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig (CDU). Die Richtlinie war gestern bekannt geworden und auf breite Kritik von Pädagogen, Bildungspolitikern und Verbraucherschützern gestoßen (taz berichtete).

Die Bildungsbehörde wollte privaten Unternehmen die Möglichkeit geben, in Schulen Plakate mit Werbebotschaften aufzuhängen sowie Flyer und Werbegeschenke zu verteilen. Dadurch sollten die Schulen zusätzliche Einnahmen erzielen, um beispielsweise neue Sportgeräte anschaffen und Klassenausflüge finanzieren zu können.

Bildungssenatorin Dinges-Dierig will darauf zwar auch positive Reaktionen bekommen haben, sagte sie gestern: „Gerade in sozial schwächer strukturierten Stadtteilen wird die erweiterte Möglichkeit der Werbung an Schulen offenbar als Chance gesehen.“ Andere Fachleute, und vor allem die Eltern, würden hingegen befürchten, dass der Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schulen unter der Produktwerbung im Klassenraum leiden könnte. „Diesen Bedenken wollen wir Rechnung tragen“.

Die Schulbehörde hatte den neuen Richtlinienentwurf zur Stellungnahme an die Berufskammern- und Verbände versandt. Eigentlich, sagt Behördensprecher Alexander Luckow, sei Werbung an Schulen bildungspolitisch betrachtet nur ein „tertiäres Thema“. Wenn es dennoch solch massive Reaktionen auslöse, wie das der Fall war, würde die Behörde das selbstredend berücksichtigen. Luckow konnte sich allerdings nicht verkneifen, an seiner schon am Vortag geäußerten Überzeugung festzuhalten, dass ein Werbeverbot sozial ungerecht sei. Denn erlaubt ist und bleibt Sponsoring an Schulen, und davon würden ausschließlich die Schulen in reicheren Stadtteilen profitieren. Mit den erweiterten Werbemöglichkeiten habe man gerade auch Schulen in sozial schwächeren Stadtteilen zusätzliche Einnahmequellen erschließen wollen.

Neben dem Argument, dass die Produktwerbung den pädagogischen Lehrinhalten zuwiderlaufen könnte, musste die Behörde sich vor allem vorhalten lassen, der Staat ziehe sich selbst aus der Verantwortung zur sachgerechten Ausstattung der Schulen. ELKE SPANNER