Ihr nicht, Spackos! Kein „Aber“

Wie der Terror instrumentalisiert wird

VON DENIZ YÜCEL

Die Leichen in Paris waren noch nicht kalt, als hierzulande die Ersten sie zu vereinnahmen versuchten. Diesen Leuten sind ein paar linksliberale Karikaturisten egal; sie freuen sich nur wie Bolle, ihre Ressentiments bestätigt zu sehen. Darum, Spackos: Wagt es nicht, die Toten von Paris zu instrumentalisieren. Denn für euch hätten die Satiriker von Charlie Hebdo zur „Lügenpresse“ gehört. Ihr könntet ahnen, was sie für euresgleichen übrighatten. Was die Titanic, der Postillon oder die „Heute Show“ für euch übrighaben: nüscht. Außer Kritik, Spott und Verachtung. Sie waren, wie alle guten Satiriker, Humanisten. „Gekränkte Idealisten“, wie es Tucholsky formulierte, getrieben von Verzweiflung über inhumane Verhältnisse.

Das ist das eine. Das andere: Ich wünsche jedem islamischen Vorbeter und seinem Nachbeter, der der Verurteilung der Morde ein „Aber“ hinterherschiebt, lebenslang Dresden an den Hals. Aber die haben ja provoziert. Die religiösen Werte! Die Islamophobie! Es ist dasselbe verlogene und beschissene „Aber“, wie man es von den Klemmrassisten von der AfD und Pegida kennt.

Genauso unerträglich ist die Phrase, die Morde von Paris hätten nichts mit dem Islam zu tun, die aus Furcht vor einem Aufflackern des Rassismus oder weniger ehrenhaften Gründen bemüht wird, Blödsinn. Es gibt nicht den Islam; der Islam ist die Summe dessen, was die, sie sich auf ihn berufen, daraus machen. Und was ein nennenswerter Teil daraus macht, ist Barbarei.

Charlie Hebdo hat nicht allein muslimische Frömmler und Fundamentalisten verspottet, sondern auch christliche und jüdische. Gewalt kam nur von einer Seite: von Islamisten, wie es in der jüngeren Geschichte fast immer sie waren, die mit Terror gegen die Freiheit der Kunst vorgingen. Darum haben die Muslime ein Problem. Sie schaden sich selbst, wenn sie das verdrängen. Es sind nicht alle Katzen grau, wie Pegida kein gesamtdeutsches, sondern ein ostdeutsches Phänomen ist.

Cabu, Charb, Tignous und Wolinski sind Helden. Nicht durch ihren Tod, sondern weil sie unerschrocken für liberté, égalité, fraternité gekämpft haben. Dieser Kampf wird bleiben. Und noch etwas wird bleiben: ihr Werk.

Ich verneige mich.