Der ahnungslose Banken-Kontrolleur

Ich habe Schaden vom Freistaat abgewendet und sehe deshalb keine Veranlassung für einen Rücktritt.“ Es klang bei aller zur Schau getragenen Selbstsicherheit wie das sprichwörtliche Pfeifen im Walde, als Sachsens Finanzminister Horst Metz (CDU) zu Wochenbeginn die Rücktrittsforderungen der Opposition zurückwies. Angeschlagen wirkte Metz da nicht nur wegen der vorausgegangenen Verhandlungsnächte um den Panikverkauf der Sächsischen Landesbank. Der sonst so kräftig wirkende Mann ahnte wohl, dass er von seinem Dienstherrn, Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU), geopfert werden könnte, sollte sich das Spekulationsdesaster der LB ernsthaft auf den Landeshaushalt auswirken.

Denn Milbradt, sein Vorvorgänger im Amt des Staatssäckelhüters, kann sich weiter ahnungslos stellen und hinter seinem Finanzminister verstecken. So, wie es Metz wenig überzeugend auch versuchte: Schlecht informiert von einem dilettantischen Vorstand, hieß seine Verteidigung. Der Finanzminister aber war nicht nur Vorsitzender des Verwaltungsrats und des Kreditausschusses der Sachsen LB, sondern auch Vertreter des Freistaats als Anteilseigner und qua Amt oberster Banken-Kontrolleur.

Metz hat sich in den Affären um die Landesbank verhalten wie ein klassischer DDR-Parteikader: mauern, leugnen, ignorieren. Nun trat der 1945 in Mecklenburg geborene Lutheraner zwar schon 1962 der Ost-CDU bei. Aber seine politische Karriere begann erst 1990 mit dem Aufstieg der gewendeten Blockpartei, deren Vize-Landeschef er bis 1991 war. Der Ex-Abteilungsleiter der Wasserwirtschaftsdirektion Dresden avancierte 1990 in der Verwaltung des ehemaligen Bezirks Dresden zum Leiter Umweltschutz. Als ein Mann ohne tiefrote Flecken in der Biografie leitete er in Dresden sogar die Untersuchungskommission Amtsmissbrauch und Korruption. Sein Amt als Parlamentarischer Umwelt-Staatssekretär musste er 1991 nach unbewiesenen Vorwürfen der Begünstigung seiner Frau aufgeben.

2002, am Ende der Ära Biedenkopf, berief Milbradt den langjährigen finanzpolitischen Sprecher der Landtagsfraktion zum Finanzminister. Metz setzte Milbradts schuldenarme Sparpolitik fort. So umgänglich er in entspannter Atmosphäre sein kann, so reserviert und wenig souverän wirkt er bei Medienkontakten oder in Krisensituationen. Bei der heutigen Landtags-Sondersitzung könnte für ihn die Stunde der Wahrheit schlagen. Im Hintergrund versucht sich schon ein Nachfolger zu profilieren: Matthias Rößler, derzeit ohne Amt, hat die Rolle des finanzpolitischen Sprechers der CDU entdeckt.

MICHAEL BARTSCH

wirtschaft und umwelt Seite 7