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„Ich habe meine Tochter lieb“

PERFORMANCE Die Gruppe She She Pop hat einen Abend über ihre Mütter gemacht – mit ihnen

Johanna Freiburg

■ ist Theaterwissenschaftlerin und Mitglied des 1998 gegründeten siebenköpfigen Performerinnen-Kollektivs „She She Pop“. 2010 stand sie im Stück „Testament“ bereits mit ihrem Vater auf der Bühne. In „Frühlingsopfer“ setzt sie sich nun mit ihrer Mutter Heike Freiburg auseinander.

taz: Heike und Johanna Freiburg, haben Sie ein gutes Mutter-Tochter-Verhältnis?

Heike Freiburg: Wir haben eine unterstützende Beziehung, gehen vorsichtig miteinander um. Ich habe meine Tochter lieb, bewundere vieles an ihrer Arbeit, kann von ihr viel lernen.

Johanna Freiburg: Naja, jedenfalls so respektvoll und vertrauensvoll, dass man den Probenprozess einigermaßen in Würde überstanden hat!

Waren Sie sich schon peinlich?

Johanna Freiburg: Davon ist das ganze Stück getragen: von der Pein, die es für das Kind bedeutet, die Mutter sichtbar zu machen, die Mutterbeziehung. Und warum das so ist. Das Stück beginnt damit, dass ich erzähle, wie ich mich als kleines Kind geschämt habe, als ich meine Mutter auf einer Party habe tanzen sehen. Das Bild der Mutter ist in der Fantasie des Kindes archetypisch und übergroß und sehr intim, das heißt geheim. Und da kommt es offensichtlich zu unerträglichen und als beschämend empfundenen Inkongruenzen, wenn man die Mutter als „tatsächliche“, öffentliche, von allen Augen überprüfbare Person sehen muss – mit fremden Augen.

Heike Freiburg: Mir war meine Tochter früher peinlich, wenn sie wegen Schüchternheit mit Leuten nicht sprach. Oder wenn sie im viel zu großen Dirndl, mit völlig unpassenden Kleidungsstücken und zerzausten Haaren, zum Kinderladen ging.

Was machen Sie am Muttertag?

Heike Freiburg: Nichts, er war mir immer etwas peinlich.

Johanna Freiburg: Ich rufe meine Mutter an und behaupte, dass ich es nicht wegen des Muttertags tue. Die gemeinsame Ablehnung des Muttertages ist ein Moment von Nähe. INTERVIEW: KATRIN ULLMANN

■ „Frühlingsopfer“: Do, 15. 1., bis Sa, 17. 1., jeweils 20 Uhr, Hamburg, Kampnagel

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