piwik no script img

Das banale Versagen

Christoph Kolumbus (1441 bis 1506): Dem genuesischen Seefahrer in spanischen Diensten wird gemeinhin die Entdeckung Amerikas zugeschrieben. Was Kolumbus, verfolgt man die weitere Geschichte des Kontinents, vielleicht zum wirkmächtigsten Versager macht. Noch dazu einem, der sich seines Fehlverhaltens nicht einmal bewusst war. Denn Amerika wollte Kolumbus nie entdecken, und auch sein eigentliches Vorhaben misslang ihm: Indien zu erreichen. Aufgebrochen war er, um einen westlichen Seeweg von Europa nach Ostasien zu suchen. Dabei landete er am 12. Oktober 1492 auf den Amerika vorgelagerten Karibischen Inseln. Bis zu seinem Lebensende war Kolumbus allerdings der Ansicht, eine Seeroute nach Indien entdeckt zu haben. In der Bezeichnung „Indianer“ für die Ureinwohner Amerikas ist dieser Irrtum bis heute sprachlich aufgehoben. Jürgen Hingsen (1958): Der deutsche Sportler war dreimaliger Weltrekordhalter im Zehnkampf, der als Königsdisziplin der Leichtathletik gilt. In entscheidenden Wettkämpfen aber muss Hingsen als ewiger Vize gelten: Zweimal war er Vizeeuropameister, einmal Vizeweltmeister, einmal Olympiazweiter. Bei den Olympischen Sommerspielen 1988 im koreanischen Seoul leistete er sich gleich in der ersten Disziplin, dem 100-Meter-Lauf, drei Fehlstarts und wurde deswegen disqualifiziert. Zu groß war seine Nervosität. Hingsen versagte. Danach beendete er seine international aktive Laufbahn. Hingsen diente auch Hitlers Lieblingsbildhauer Arno Breker als Modell. Im Frühjahr 2006 erreichte er bei der RTL-Show „Let’s dance“ mit seiner Tanzpartnerin immerhin den fünften Platz (siehe „Das heroische Scheitern“). Doctormick: Weil das Versagen eine alltägliche Übung ist, haben auch Nichtprominente Probleme mit dem Gelingen. Doctormick mag als einer für alle gelten: Tätig im T-Shirt-Druckgewerbe, hatte er in den Achtzigern einen Auftrag. 5.000 Shirts galt es zu bedrucken für einen Händler in Bournemouth. Alles in Handarbeit. Erst der Kunde entdeckte dann auf der Ware beim Logo den Buchstabendreher. „Bournemuoth“ hieß nun das englische Seebad. Von weiteren Geschäften sah der Händler ab. (Quelle: www.cockupclub.co.uk, ein Forum für alle Menschen, die gern einmal vor Scham im Erdboden versunken wären)

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen