Privater Asphalt

PUBLIC PRIVATE PARTNERSHIP Konzerne und die EU sollen verstärkt deutsche Autobahnen finanzieren – auch im Norden. Ganz oben auf der Liste steht ein Elbtunnel zwischen Schleswig-Holstein und Niedersachsen und die Hafenquerspange in Hamburg

Wer kein Geld hat, muss sich welches besorgen. So wie Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), der sich jetzt neue Autobahnen in Norddeutschland fremdfinanzieren lassen will. Ein Elbtunnel zwischen Glückstadt (Schleswig-Holstein) und Drochtersen (Niedersachsen) im Zuge der Küstenautobahn A 20 soll nach seinem Willen aus dem neuen Investitionsprogramm der EU zumindest bezuschusst werden. Deshalb hat Dobrindt das mindestens 1,5 Milliarden Euro teure Projekt in Brüssel angemeldet. Wann die Kommission wie viel Geld bewilligt, ist noch offen.

Den größeren Teil der Kosten würden in einem „Public Private Partnership“ (PPP) private Investoren tragen: Sie sollen den Tunnel bauen und 30 Jahre lang betreiben, refinanzieren dürfen sie das über eine Tunnelmaut. Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) findet das „sinnvoll“, sein schleswig-holsteinischer Amtskollege Reinhard Meyer (SPD) hingegen ließe lieber nach dem Vorbild des dänischen Fehmarnbelt-Tunnels eine staatliche Realisierungsgesellschaft buddeln. So oder so würden die Chancen für den Tunnel steigen – zur Freude des Unternehmensverbandes Nord, der seit Jahrzehnten eine Elbquerung westlich von Hamburg fordert.

Ebenfalls privat finanziert werden könnte die Hamburger Hafenquerspange. Diese soll die Autobahnen 1 und 7 mit einer rund zehn Kilometer langen Ost-West-Trasse im Südteil des Hamburger Hafens verbinden. Inklusive einer 535 Meter langen Hochbrücke soll dies etwa 1,5 Milliarden Euro kosten.

Erfahrungen mit PPP-Projekten hat man in Norddeutschland bereits gesammelt: Den sechsspurigen Ausbau der A 1 zwischen Bremen und Hamburg realisierte ein Konsortium unter Federführung des Baukonzerns Bilfinger Berger. Nach vier Jahren wurde die etwa 80 Kilometer lange Strecke im Oktober 2012 freigegeben – drei Monate früher als geplant. 420 Millionen Euro hat das Konsortium verbaut, mit den Kosten für 30 Jahre Unterhaltung werden es 650 Millionen Euro werden. Dafür erhält es drei Jahrzehnte lang die Lkw-Maut.

Das Modell machte beiden Partnern Mut: Aktuell leitet Bilfinger Berger den Ausbau des 65 Kilometer langen Teilstücks der A 7 von Hamburg zum Bordesholmer Kreuz.  SVEN-MICHAEL VEIT