Herausforderer gewinnt die Präsidentschaftswahlen

SRI LANKA Exgesundheitsminister Maithripala Sirisena kündigt Kampf gegen Korruption an

BANGKOK taz | Sri Lankas Exgesundheitsminister Maithripala Sirisena hat die Präsidentschaftswahlen vom Donnerstag gewonnen. Er schlug Amtsinhaber Mahinda Rajapaksa mit 51,3 Prozent der Stimmen. Für Rajapaksa stimmten 47,6 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei über 80 Prozent. Sirisena wurde noch am Freitagabend vereidigt.

Sirisenas Sieg ist erstaunlich. Denn Rajapaksa hat Sri Lanka während des vergangenen Jahrzehnts dominiert wie kein Präsident vor ihm. Für viele Singhalesen ist Rajapaksa ein Held. Er hat 2009 nach einer Militäroffensive die Rebellen der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) in die Knie gezwungen. Internationalen Forderungen nach Untersuchungen, die Vorwürfen von schweren Kriegsverbrechen in der Schlussphase des Krieges auf den Grund gehen sollen, widersetzte er sich vehement – was ihm große Teile seiner Wählerbasis ebenfalls hoch anrechneten.

Als Rajapaksa im November vorgezogene Wahlen ausrief, konnte er sich seiner Wiederwahl beinahe sicher sein. Die Opposition war zerstritten und der Regierungsapparat fest in der Hand von Familienmitgliedern und Günstlingen des Präsidenten. Nur kurze Zeit später machte ihm jedoch einer seiner einst engsten Vertrauten einen Strich durch die Rechnung: Maithripala Sirisena, der Generalsekretär von Rajapaksas Sri Lanka Freedom Party (SLFP) war, trat als Gegenkandidat an.

Sirisena (63) hat vor allem auf dem Land viele Unterstützer. Für den Fall eines Sieges kündigte er Reformen an: Er will gegen Korruption vorgehen und eine Gesellschaft ohne Drogen und Alkohol propagieren. Zudem versprach er, die Befugnisse des Präsidenten einzuschränken und das Land zu demokratisieren.

Die gesamte Opposition inklusive der wichtigsten tamilischen Partei unterstützte Sirisena. Auch eine muslimische Partei stellte sich auf Sirisenas Seite. Diese Stimmen haben den Ausschlag gegeben: Ein Viertel der Einwohner sind Tamilen oder Muslime. Sirisena gewann mit einem Vorsprung von 450.000 Stimmen. SASCHA ZASTIRAL