Die Gesellschaftskritik
: Empört euch!

WAS SAGT UNS DAS? Politiker drücken ihren Kandidaten als Intendanten des MDR durch – und fast niemand stört das

Wenn die amtierenden Granden der ARD über die absurden Vorgänge beim Mitteldeutschen Rundfunk schweigen, muss eben ein Ehemaliger ran. Im Medienmagazin des Rundfunks Berlin Brandenburg sagte also Jobst Plog, 17 Jahre selbst ARD-Intendant, er halte es „durchaus für möglich“, dass die sächsische Staatskanzlei zu viel Einfluss beim eigentlich unabhängigen MDR-Verwaltungsrat genommen hat.

Denn das Gremium hatte nach anfänglich anderen Wahlergebnissen vor zwei Wochen doch den Kandidaten der CDU-geführten Staatskanzlei, den Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung, Bernd Hilder, als künftigen Intendanten vorgeschlagen. Heute in einer Woche soll er vom Rundfunkrat bestätigt werden. Doch die nötige Zweidrittelmehrheit ist alles andere als gewiss. Während der Rest von ARD – und auch das ZDF – schweigt, wundert sich stellvertretend Plog darüber, dass sich niemand wundert: Weder die Staatskanzlei, noch Hilder scheine zu stören, „ dass er als Kandidat der Staatskanzlei gehandelt wird“, sagte Plog: „Das ist gerade im Osten Deutschlands, wo es mit dem Staatsrundfunk ja schmerzhafte Erfahrungen gab, besonders unangenehm.“ Wenn der MDR-Rundfunkrat den Eindruck habe, „dass es hier auf staatlichen Druck eine Empfehlung gibt, (…) muss er sich dagegen zur Wehr setzen“, so Plog – der weiß, wovon er spricht.

Wie der MDR ist auch der NDR für mehrere Länder zuständig. Und Plog hatte in seiner Zeit reichlich Erfahrungen mit den Versuchen von Landesregierungen gemacht, durchzuregieren – und sich erfolgreich gewehrt. Die Ära Plog beim NDR hatte wahrlich auch ihre Schatten. Doch dies hat er erreicht: Heute ist der Einfluss der Politik beim NDR drastisch beschnitten. STG