KOMMENTAR: JAN ZIER über die CDU: Ein Sturm im Wasserglas
Allenfalls mäßig überraschen können die Erkenntnisse der Bremer CDU über ihre größte Wahlniederlage seit 1959: Dass der Fisch vom Kopf stinkt, hätte man wohl auch ohne einen volle vier Monate währenden, zermürbenden Prozess der Selbstbefragung erraten. Interessant am Bericht des Landesfachausschusses ist aber, mit welcher Schärfe er die Kritik an der Parteiführung und namentlich am Vorsitzenden Thomas Röwekamp offiziell formuliert.
Immerhin, dieser unzweideutige Ton ist erfreulich: Eine Basis, die ihren Zorn so deutlich artikuliert, wäre unter Parteichef Bernd Neumann schwer vorstellbar gewesen. Zugleich zeichnet sich jedoch ab, dass die mühselige Aufarbeitung des Desasters folgenlos bleibt. Denn jetzt müssten sich ja jene aus der Deckung wagen, die meinen, es besser zu können, und glauben, so etwas wie eine „Vision“ zu haben.
Bloß: Da kommt niemand. Die Einen hätten zwar den nötigen Ehrgeiz, die Partei zu führen – aber keine Aussicht auf eine Mehrheit. Andere könnten zwar integrieren, also das, was Alpha-Männchen Thomas Röwekamp am wenigsten vermag. Aber sie wollen nicht.
So läuft also alles auf eine zweite Amtszeit für ihn hinaus – und jede noch so eindeutige Wahlanalyse verkommt zum bloßen Sturm im Wasserglas.
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