WORTMELDUNG
: Verbietet Handys an den Schulen!

42, unterrichtet an einem Berufskolleg in NRW und veröffentlicht auch Bücher

Um es vorwegzunehmen: Ich habe ein Handy und ich benutze es zum Telefonieren und zum Schreiben von Kurznachrichten. Grundsätzlich habe ich auch kein Problem damit, dass gefühlte 99 Prozent der Jugendlichen ein Handy – genauer: ein Smartphone – besitzen und es entweder zum Zeitvertreib oder alternativ als Kommunikationsmittel nutzen. Das machen ihre Eltern ja auch. Aber es gibt Orte, an denen Handys nichts zu suchen haben: Dazu gehören vor allem die Schulen!

Und ich meine mit „Schulen“ nicht bloß den Unterricht, sondern das gesamte Schulgelände. Man muss nicht so weit gehen, dass man morgens Sicherheitskontrollen wie am Flughafen durchführt. Wenn die Schüler ihre Handys mitnehmen, weil sie sie für den Weg zur und von der Schule für unerlässlich halten, dann ist das ihr gutes Recht. Aber dieses Recht endet hinter dem Schultor, und zwar aus einem banalen Grund: Die meisten Schüler fügen sich mit dem Handykonsum selbst Schaden zu. Und fast alle Schüler, die sich selbst schaden, schaden im System Schule indirekt ihren Mitschülern und Lehrern.

Erstaunlicherweise sind es ausgerechnet die Eltern, die ihren Kindern bereits in der fünften Klasse ein Handy mitgeben. Warum bloß? Damit sie erreichbar sind? Das ist ein Unsinnsargument. Im absoluten Notfall könnten die Eltern im Sekretariat anrufen und sich erkundigen, ob es ihrem Kind gut geht. Wird dem Kind einmal schlecht und es will abgeholt werden? Kein Problem. Vom Sekretariat aus kann man die Eltern anrufen.

Das Problem ist: An den meisten Schulen ist es erlaubt, in den Pausen die Geräte zu nutzen, weil die Schulleiter keine Lust haben, es sich mit den Eltern und Schülern zu verscherzen. Und da viele Lehrer ihre eigenen Handys oder Tablets ja ebenfalls im Unterricht nutzen, um sich von ihrem Lehrertool die Noten ausrechnen zu lassen, müssen die Schulleiter Protest aus dem Kollegium nicht fürchten.

Man könnte darüber lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Was machen denn die Schüler ab der fünften Klasse in den Pausen mit ihren Handys? Sie zocken! Manchmal sitzen sie immerhin nebeneinander und amüsieren sich. Manchmal sitzen sie aber auch allein herum und starren aufs Display ihres Handys. Im Umkehrschluss heißt das: Sie laufen nicht über den Pausenhof und manchmal reden sie nicht mal mehr miteinander.

In der Pubertät wird es nicht besser. Ein Beispiel: Lisa, 16, schickt in der Pause einer Facebookbekanntschaft eine Nachricht und wartet auf die Antwort. Wenn die Bekanntschaft antwortet, dann ist Lisa aufgeregt und kann sich nicht auf den Unterricht konzentrieren. Und wenn die Bekanntschaft nicht antwortet, dann wird Lisa in Erwartung einer Antwort im Unterricht ständig heimlich auf ihr Smartphone schielen.

Ein weiteres Problem: Handys in der Federmappe oder unter dem Tisch bieten eine bequeme Möglichkeit, „schnell mal etwas zu recherchieren“. Vor allem in Gruppenarbeiten wäre ein solcher Handymissbrauch kaum zu kontrollieren. Ein komplettes Verbot würde, davon ist auszugehen, den heimlichen Handykonsum während der Gruppenarbeiten und generell im Unterricht massiv einschränken, weil es irgendwann wieder normal werden würde, Handys in der Schule nicht zu nutzen.

Handys dienen in der Schule vor allem einer Sache: der Ablenkung. Aus diesem Grund sind Handys gerade für leistungsschwache Schüler eine Möglichkeit, dem realen Schulalltag ins Paradies der virtuellen Welten zu entfliehen.

Allerdings könnte ich mir auch einen Kompromiss vorstellen: Nach dem Vorbild der Spielzeugtage in den Kindergärten erlaubt man es den Schülern hin und wieder offiziell, ihre Handys mitzunehmen und sich in den Pausen digital auszutoben. Und für Oberstufenschüler sollte es Handyzonen geben, die in etwa so attraktiv sein sollten wie die Raucherzonen auf den Bahnsteigen deutscher Bahnhöfe. Denn auch den Oberstufenschülern sollte die Schule Alternativen zum Handykonsum aufzeigen.

Abgesehen von diesen Ausnahmen sollte der Gebrauch von Handys an allen staatlichen Schulen – gegen den Willen der Schüler, aber zu ihrem Wohl – konsequent verboten werden.