HAMBURGER SZENE VON ADRIAN MEYER
: Mieterglück

Ein halbes Jahr in einer schimmligen Mietwohnung zu leben, das ist für einen Hamburger Studenten auch in Zeiten der Wohnungsnot eine suboptimale Lösung. Noch schlimmer war es für meinen Bekannten, beim Auszug aus seiner maroden Wohnung nur die Hälfte seiner Kaution zurückzubekommen. Die zählte schließlich satte 2.000 Euro.

Wie sollte er – Laie in Sachen Bausubstanz – auch wissen, dass hässliche Löcher entstehen können, wenn er hippe Poster mit Klebepads an feuchten Wänden befestigt. Und zunächst schien die von Postern zerstörte Wohnzimmerwand die einzige Sorge, als er seine schicke Zweizimmerwohnung abgab.

Leider hat ihn eine bestimmte, wichtige Dichtung im Abfluss der Badewanne offenbar gar nicht gekümmert. Das Opfer einer Reinigungsaktion lag ziemlich lange, ziemlich ignoriert auf dem Badewannenrand. Der Vermieter sagte, es sei gut möglich, dass sich in dieser Zeit das Fundament unterhalb der Wonnewanne aufgeweicht habe. Vielleicht sei dies gar der Grund für den Schimmel.

Wieso die Dichtung plötzlich unschuldig außerhalb ihres Funktionsgebietes lag, das will mein Bekannter hingegen nicht mehr wissen. Es kann ihm auch egal sein: Sein Vermieter entdeckte die Dichtung erst, nachdem die Abnahme der Wohnung bereits unterschrieben war.