Vielversprechendes Wurzelwerk

Vor allem ein Name wird genannt, wenn es um die Nachfolge von Werner Schnappauf (CSU) als bayerischer Umweltminister geht: Markus Söder. CSU-Generalsekretär ist er bisher, und wenn man solch einen Job an der Resonanz misst, dann ist Söder erfolgreich: Bekannt wurde er als Vorkämpfer für das Absingen der Nationalhymne an Schulen und für eine legendäre Abwahldrohung gegen den Bundespräsidenten im Falle einer Begnadigung von RAF-Terroristen. Und jüngst versucht er im Verbund mit anderen jüngeren Unionsleuten die CDU wieder auf konservativen Kurs zu bringen.

Man könnte das als Beitrag zur Programmdebatte verstehen. Viel eher sind die Schriften und Stellungnahmen Söders derzeit aber eine persönliche Profilierungsmaßnahme. Seit dem Sturz von Bayern-König Edmund Stoiber ist klar, dass Söder den Weg in das neue Kabinett unter Günther Beckstein sucht. Vier Jahre macht der Mittelfranke jetzt schon den Lautsprecher der CSU, 40 Jahre ist er alt. In Bayern eine perfekte Kombination aus Erfahrung und Beinahe-Jugendlichkeit. Vielversprechende Nachwuchspolitiker gibt es kaum, Stoiber hat die Pflege des „Wurzelwerks“ schleifen lassen.

Zudem hat sich der stets gut gebräunte Söder in den letzten Monaten beim Thema Umwelt in Position gesetzt. Seit Schnappauf wegen der andauernden Gammelfleisch-Skandale unter Beschuss ist, war klar, dass seine Stelle bald frei wird. Blitzschnell hat Söder die neue Klimaliebe der Deutschen und der Bild dazuaddiert – und fertig war sein Ziel: neuer Umweltminister. Wasserstoffantriebe forderte er seitdem, jüngst wollte er gar zu einer Umweltkonferenz nach Afrika reisen, was er sich dann doch verkniff, weil es seine Ambitionen allzu offensichtlich gezeigt hätte. Und Ärger kann der vierfache Familienvater nicht gebrauchen, denn in der CSU ist er schon umstritten genug. Jeder sagt zwar, dass er Talent habe – aber immer wieder wird Kritik laut. Den Beliebtheitspreis gewinne Söder sicher nicht, hieß es gestern in der Landtagsfraktion. Viele in der Partei werfen dem gelernten Fernsehredakteur vor, der habe nicht die Sachpolitik, sondern nur seine Karriere im Blick.

Überhaupt: Trotz passendem Alter und neuerdings auch einer Kompetenzzuschreibung in Sachen Umwelt ist nicht sicher, ob Söder wirklich ins Kabinett wechselt. Denn mit CSU-Fraktionschef Joachim Herrmann und Ministerpräsident Günther Beckstein haben die Mittelfranken bereits Übergewicht in der proporzgeprägten Partei. Und: 2008 stehen in Bayern Kommunal- und Landtagswahlen an. Da braucht die CSU einen starken und eingespielten Lautsprecher. MAX HÄGLER

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