Ausgezeichnete Produzentin

WÜRDIGUNG „Langjährige Verdienste um den europäischen Film“: Die Schweizer Produzentin Ruth Waldburger bekommt heute den Bremer Filmpreis

Mit Filmpreisen lockt man Stars: So kommt dann mal Isabelle Huppert nach Braunschweig oder Veronica Ferres nach Oldenburg. Der Bremer Filmpreis wiederum führte schon Tilda Swinton oder Ken Loach ins dortige Rathaus – und doch wird in der Hansestadt eine etwas andere Auszeichnung vergeben: Den Bremer Preis bekommen nicht nur SchauspielerInnen und RegisseurInnen, die es gewohnt sind, im Rampenlicht zu stehen. Er würdigt auch, dass der Film eine kollektive Kunst ist, und in vielen Gewerken daran gearbeitet wird.

So wurde in Bremen schon die Kamerafrau Caroline Champetier, die Cutterin Bettina Böhler, der Filmkomponist Alberto Iglesias und der Produzent Karl Baumgartner geehrt. Produzentin ist auch die diesjährige, die 17. Preisträgerin Ruth Waldburger – umso bemerkenswerter, als diese Funktion ja als unbeliebteste in der Branche gilt. Den wenigsten Kinogängern dürfte die Schweizerin bekannt sein. Dennoch ist sie eine gute Wahl, denn der Preis belohnt ausdrücklich „langjährige Verdienste um den europäischen Film“ – und Waldburger hat an einer bemerkenswerten Reihe von internationalen Produktionen mitgearbeitet.

Begonnen hat sie 1979 als Produktionsleiterin bei „Messidor“ von ihrem Landsmann Alain Tanner, später arbeitete sie mit dem berühmtesten unter den Schweizer Kinokünstlern: Jean-Luc Godard. Aber sie produzierte auch „Santanstango“ von Béla Tarr – selbst schon Bremer Filmpreisträger –, „Der schwebende Schritt des Storchs“ von Theodorus Angelopoulos und Alain Resnais’ „Das Leben ist ein Chanson“.

Allesamt eher Autorenfilme als Kassenschlager, Waldburgers einziger großer kommerzieller Erfolg – „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ (2004) – ist eher untypisch für sie. Wobei sie sich nie festlegte auf eine bestimmte Art von Filmen. Schwerverdaulichem und Komödien widmete sie sich mit der gleichen Leidenschaft und Souveränität. Die Preisträgerin habe „immer den Film selbst im Blick – egal wie groß oder klein das Budget war und um welches Genre es sich handelt“, schreiben die Bremer JurorInnen: Erika Gregor, ehemalige Mit-Leiterin des Forums der Berlinale, und der Filmwissenschaftler Rainer Rother.

In der kleinen Werkschau, die das Bremer Kommunalkino City 46 zeigt, läuft heute Abend auch „Johnny Suede“ (1991), in dem der damals völlig unbekannte Brad Pitt als Traumtänzer mit riesiger Elvis-Tolle eine Hauptrolle spielt. Ruth Waldburger produzierte ihn für Regisseur Tom DiCillo, aber obwohl der Film den Goldenen Leoparden in Locarno gewann, kam er in Deutschland weder in die Kinos noch ins Fernsehen.

Die Laudatio – nur vor geladenen Gästen – hält heute im Bremer Rathaus Bruno Ganz, und so kommt dann doch ein Prominenter in die Stadt. Er war zudem 1999 der erste Preisträger in Bremen – ein Kreis schließt sich.  HIP