Senatorin im Funkloch

MUSEUMSSTREIT Kultursenatorin kannte SPD-Antrag zu Museen wohl nicht. CDU sieht „Vorführ“-Effekt

Großflächige Empörung hat das Verhalten von Kulturbehörde und SPD-Fraktion ausgelöst. Letztere hatte am Donnerstag überraschend den Antrag gestellt, das Helms-Museum aus der „Stiftung Historische Museen Hamburg“ zu lösen.

Zwei Tage zuvor nämlich hatte Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) im Kulturausschuss noch gesagt, alle vier Museen – neben dem erwähnten das Altonaer Museum, das Museum der Arbeit und das Museum für Hamburgische Geschichte – sollten in der Stiftung verbleiben.

Dass ausgerechnet die SPD jetzt das Gegenteil beantrage, bedeute ein „Vorführen“ der eigenen Kultursenatorin, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Dietrich Wersich. Tatsächlich hatte Kisseler auf den Antrag konsensual, aber verhalten reagiert, sodass sich die Frage stellt, ob sie ihn am Dienstag nicht kannte oder schlicht verschwieg.

Geschrieben wurde das Papier jedenfalls vor zehn Tagen, sagt Claas Ricker, Sprecher der SPD-Fraktion. taz-Informationen zufolge hat die SPD es auch rechtzeitig der Behörde zugeleitet. Warum deren Chefin davon nichts wusste, ist unklar.

Nebulös ist auch, warum die Senatorin Stiftungschefin Kirsten Baumann, die das Museums-Reformkonzept erstellt hatte, immer noch nicht offiziell über die Kehrtwende informiert hat. Baumann plädiert für den Erhalt der Gesamtstiftung. „Wir warten darauf, dass die Behörde mit uns Kontakt aufnimmt“, sagte Jan Haack, Sprecher des Museums der Arbeit, das Baumann leitet.

Abgesehen davon ist Insidern zufolge nicht sicher, dass – wie von der SPD-Fraktion verkündet – das Helms-Museum seine Subventionen von 2,3 Millionen Euro mitnehmen wird. Auch in puncto Personal bleibt das SPD-Papier vage. Von „natürlicher Personalfluktuation“ ist da etwa die Rede.

Dass Torkild Hinrichsen, Chef des heiß umkämpften Altonaer Museums, in gut einem Jahr in Rente geht, steht da nicht. Für die Politik wäre es aber eine schöne Option, durchzusetzen, was bisher scheiterte: die Marginalisierung und Austrocknung des Museums, dessen Direktorenstelle man einfach nicht neu besetzen würde. PETRA SCHELLEN