Der starke Mann von Mohammed VI.

In El Himma sehen viele Marokkaner ihren neuen Regierungschef – wenn sein Schulfreund, der König, ihn ernennt. Himma könnte die Islamisten mit den traditionellen Kräften unter einen Hut bringen

RABAT taz ■ Die meisten Marokkaner sehen in Fouad Ali El Himma den neuen Ministerpräsidenten. Der 44-Jährige war bis zum 7. August Staatssekretär im Innenministerium, dann trat er zurück, um sich in seiner armen Heimatregion unweit von Marrakesch mit der unabhängigen Liste „Würde und Staatsbürgerschaft“ für das Parlament zu bewerben. El Himma war seit Jahren der starke Mann von König Mohammed VI. Er, der einst zusammen mit dem Monarchen im königlichen Gymnasium die Schulbank drückte, zog von seinem Staatssekretärsposten aus die Fäden des Königreiches.

„In Marokko hat noch nie jemand seinen Posten als Nummer zwei verlassen, um fürs Parlament zu kandidieren. Das wäre zu schön“, schrieb die Wochenzeitschrift Telquel zum überraschenden Rücktritt des „Vizekönigs“. Die marokkanische Presse sieht darin ein Manöver des Königs, El Himmas Liste „Würde und Staatsbürgerschaft“ wurde speziell und nur für diese Wahlen ins Leben gerufen.

Denn Mohammed VI. versprach vor den Wahlen, der künftige Premier – den er höchstpersönlich ernennt – werde kein Technokrat sein, wie in der vergangenen Legislaturperiode. Vielmehr werde er „die Legitimität der Urnen“ genießen. Ob er den Regierungschef in den Reihen der stärksten Partei suchen wird, wie dies in einer parlamentarischen Demokratie eigentlich Usus ist, darüber verliert König Mohammed kein Wort.

El Himma, der ehrliche, unabhängige Parlamentarier einer entlegenen Region, käme für das Amt des Regierungschefs wie gerufen. Denn dieses Mal wird der Ministerpräsident besonders viel Geschick brauchen, um die bisher regierenden Kräfte und die auf Siegeskurs befindlichen Islamisten unter einen Hut zu bringen.

Ein „Mann ohne politische Zugehörigkeit“, aber nicht „ohne politische Ideen“, wie sich El Himma bei seinen Auftritten vor der Landbevölkerung gerne definiert, könnte diese Aufgabe bewältigen. Erst recht wenn er dem König so nahe steht wie Fouad Ali El Himma.

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