Abgetauchte Flüchtlinge

JUGENDNOTDIENST 130 Minderjährige sind im vergangenen Jahr spurlos verschwunden

In Hamburg sind im vergangenen Jahr mehr als 130 minderjährige Flüchtlinge aus der Obhut des Kinder- und Jugendnotdiensts (KJND) spurlos verschwunden. Es gehe im Zeitraum bis zum 5. Dezember um insgesamt 131 Fälle, heißt es in einer Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage der FDP.

Experten gingen laut Senatsantwort davon aus, dass die Jugendlichen untergetaucht oder an einen anderen Ort in Deutschland oder auch in Europa weitergereist seien. „Weder KJND noch Polizei scheinen Erkenntnisse über ihren weiteren Verbleib zu haben“, kritisierte der familienpolitische Sprecher der FDP, Finn Ole Ritter, am Donnerstag. „Das ist inakzeptabel und müsste längst den Senat auf den Plan gerufen haben.“

Die Polizei selbst erklärte, das Problem verschwundener minderjähriger Flüchtlinge tauche immer wieder auf. „Diese Jugendlichen haben keine Scheu, Grenzen zu überwinden. Wenn es ihnen irgendwo nicht gefällt, dann wechseln sie die Stadt, zur Not zu Fuß. Persönliche Bindungen, die sie halten würden, haben sie nicht“, sagte der Landesjugendbeauftragte der Polizei und Chef des Fachstabs 3 im Landeskriminalamt (LKA), Reinhold Thiede, dem Hamburger Abendblatt.

Immer wieder gebe es auch Fälle, in denen minderjährige Flüchtlinge als vermisst gemeldet und dann in einem anderen Bundesland im Zusammenhang mit einer Straftat und unter einem anderen Namen aufgegriffen würden.  (dpa)