Fette Jahre für vegane Cash Cow

KETTENREAKTION Supermärkte ohne tierische Produkte sind auf dem Vormarsch. Die größten Anbieter kommen aus Berlin und nehmen nach bundesweiter Expansion den europäischen Markt ins Visier

„Wir lieben Leben“ lautet das Motto von Veganz, der ersten rein veganen Supermarktkette Europas, gegründet 2011 vom ehemaligen Daimler-Manager Jan Bredack. Die Welt war für diese Idee mehr als bereit: Ausgehend vom Flagship Store in Berlin-Prenzlauer Berg öffneten schon Franchise-Filialen von Hamburg bis München, die internationale Expansion läuft an. Wir sprachen mit Susanne Borgmann, bei Veganz zuständig für Marketing und Public Relations.

taz: Frau Borgmann, die Zahl der Veganer nimmt stärker zu als die der Vegetarier – warum?

Susanne Borgmann: So genau können wir das nicht beantworten, unsere Kundinnen und Kunden sind zum größten Teil nicht vegan oder vegetarisch. Sie suchen Produkte, die sie sonst nirgendwo kaufen können und die etwa die Kriterien der Nachhaltigkeit im besonderen Maße erfüllen. Zudem kommen zu uns Menschen mit Unverträglichkeiten, an erster Stelle Lactose und Gluten. Ich denke, das Bewusstsein der Menschen hat sich geschärft. In den letzten Jahren gab es immer wieder furchtbare Skandale in der Lebensmittelindustrie. Die Motive für eine vegane Lebensweise sind jedoch sehr individuell, immer seltener rein ideologisch und von den Megatrends Gesundheit, Female Shift und Neoökologie geprägt.

Welche Rolle spielt beim Veggie-Trend die Versorgung mit entsprechenden Produkten?

Eine große: Seit 2014 treten wir verstärkt als Großhändler auf. Bereits jetzt haben wir in 17 Berliner Kaiser’s-Filialen eine kleine Abteilung mit Produkten, die wir teilweise exklusiv vertreiben. Wir werden dieses Konzept verstärkt betreiben. Bei den Kundinnen und Kunden kommt dieser Kurs übrigens sehr gut an.

Welche Bedeutung hat für Veganz das „Flexitariertum“, also der zeitweilige oder teilweise, aber nicht vollständige Verzicht auf tierische Produkte?

Das hat wirklich eine große Bedeutung. Bei uns finden Interessierte spannende Produkte und kommen deswegen extra in eine unserer Filialen. Beispielsweise Käsealternativen von Daiya, Fleischersatz von Tofurky oder Marshmallows von Sweet and Sara. Auch der Ruf von Superfoods, also besonders gesunden Nahrungsmitteln, lockt viele in unsere Läden.

INTERVIEW: ANSGAR WARNER